Gegengift

Pocken, Pest und Cholera – was für eine Oper!

Wer wäre Thomas Mann ohne „Der Tod in Venedig“? Warnung: Diese Kolumne kann zarte Seelen verletzen.

In unserem Salon „Für das Wahre, Gute und Schöne“ (WGS), der zu den hübschesten in den Hallen des Gegengifts gehört, herrscht größtmögliche Diversität. Hier treffen die Diener profaner Naturwissenschaften auf die Fanklubs aller nur denkbaren Künste. Nicht immer sind solche Begegnungen friktionsfrei. Diese Woche zum Beispiel haben wir über Historisches gestritten, bei dem sich die härenen und die hehren Disziplinen erwartungsgemäß kreuzten: War es richtig, dass im 19. Jahrhundert damit begonnen wurde, die Menschen in Massen gegen die Pocken zu impfen?

Selbstverständlich, behaupteten die Schulmediziner. So wurden Millionen Menschen vor einem grauenhaften Tod gerettet und noch viele weitere vor Verstümmelung. Nicht alle Biologen stimmten der Maßnahme zu. Die Extrem-Darwinisten meinten, das sei ein unzulässiger staatlicher Eingriff in den natürlichen Lauf der Evolution gewesen. Der Lockdown der Pocken sei Ausdruck autoritärer Gesinnung, wie dann auch die Malthusianer bekräftigten; längst sehe man, in welche neoliberalen Abgründe die Überbevölkerung geführt habe. Sie fanden rasch den Beifall progressiver Tierschützer. Dieser „sogenannte“ Fortschritt sei auf Kosten der Rechte von Kühen passiert, die nicht gefragt wurden, ob ihr Beitrag zur Impfung überhaupt legal erkauft worden sei.

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