Jenseits der Hochschullandschaft gibt es in Österreich zahlreiche Bildungsakademien mit einem enormen Lehrgangsangebot. Ihr Fokus ist meist spezialisiert.
Bildungsakademien sind im sekundären und tertiären Bildungsbereich angesiedelt, die außerhalb des universitären Bereichs Aus-, Fort- und Weiterbildungen anbieten. Häufig bedienen sich Gesundheitseinrichtungen und soziale Institutionen dieser Bezeichnungen, wenn es darum geht, Fachkräfte weiter zu professionalisieren. Die Bildungsakademie „Modas – Dein Kolleg für Sozialpädagogik“ ist so eine Einrichtung. „Bei den Kollegs handelt es sich um postsekundäre Ausbildungen, das heißt, der Abschluss entspricht einem Diplomniveau mit 120 ECVETs“, erklärt Kerstin Wörz, Modas-Geschäftsführerin. ECVET ist das Europäische Leistungspunktesystem für die Berufsbildung, vergleichbar mit den ECTS an Hochschulen.
Mehrstufige Programme
Modas bietet als berufsbildende höhere Schule ein dreistufiges Ausbildungsmodell an. In zwei Semestern schließt man als Sozialpädagogik-Assistenz die erste Ebene ab. Nach weiteren vier Semestern erwirbt man das Diplom als Sozialpädagoge und Fachkraft für Sozialpädagogik. In einem dritten Schritt kann der Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit und Sport“ folgen, der gemeinsam mit der deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport abgehalten wird. „Absolventen der ersten beiden Stufen können ein verkürztes Studienangebot in Anspruch nehmen und mit einem Bachelor Soziale Arbeit abschließen“, sagt Wörz. Angeboten wird dieser Studiengang berufsbegleitend online und in Präsenz.
Die Bildungsakademie in Salzburg, kurz Bildak genannt, fasst unter diesem Dach mehrere Akademien zusammen: für Sport, Gesundheit und Management, für angewandte Fernstudien sowie für Schutz, Sicherheit und Kriminalistik. Eine Fachakademie spezialisiert sich auf Management, Marketing und Design. Drei verschiedene Aus- und Weiterbildungsebenen werden auch hier angeboten. Zuerst kann ein Diplom-Fernstudium absolviert, danach mit einem Master-Upgrade getoppt werden. Diese sowie einzelne Bachelorstudien werden in Kooperation mit der KMU-Akademie durchgeführt.
Rasche Reaktion auf Trends
Berufsbegleitende Aus-, Fort- und Weiterbildung, allerdings ohne den Erwerb akademischer Grade, dafür aber mit einem Fokus auf Praxis – so beschreibt Andreas Schwab, Geschäftsführer der Pro-Mente-Akademie, den Unterschied zwischen Bildungsakademie und Hochschule. Diplome vergibt Pro Mente aber sehr wohl, etwa an Lebens- und Sozialberater und für sozialpsychiatrische Arbeit. Ein weiterer Unterschied zu Hochschulen ist laut Schwab „ein flexibles und kurzfristiges Reagieren auf aktuelle sozial- und gesundheitspolitische Themen“.
Eine Bildungsakademie betreibt auch der Verein Wiener Kindergartengruppen. Neben einem Lehrgang zur Kindergruppenbetreuungsperson und Tagesmutter oder -vater können Kindergarten- oder Elementar-, Sonderkindergarten-, Hort- sowie Sonderhortpädagogen einen Management-Lehrgang zur Leitung eines Kindergartens oder Horts absolvieren. Der Fokus der Bildungsakademie liegt auf Persönlichkeitsbildung und Kommunikation.
Ende vergangenen Jahres wurde die Bildungsakademie Weinviertel der Erzdiözese Wien gegründet. „Diese hat den Auftrag, die Bildungstradition des Bildungshauses Schloss Großrußbach, das 1953 gegründet wurde, weiterzuführen. Schwerpunktmäßig werden das die Bereiche Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, die theologische Bildung, die Umweltbildung und der Bereich Pilgern sein“, erklärt Direktor Franz Knittelfelder. Lehrgänge bietet die Bildungsakademie im Hospiz-Bereich an, mit der Positionierung als kirchliche Einrichtung könne man die Thematik sehr breit und mit vielen persönlichen Zugängen vermitteln. „Die Teilnehmenden suchen einerseits ein ,Handwerkszeug‘ für die Begleitung, andererseits wollen und sollen sie die jeweils eigenen Zugänge, Erfahrungen und Eignungen reflektieren“, sagt Knittelfelder.
Web:
www.bildak.com, www.bildakad.at
www.kmuakademie.ac.at
www.bildungsakademie-weinviertel.at
INFORMATION
www.bildungssystem.atBildungsakademien sind als Kategorie im österreichischen Bildungssystem nicht explizit ausgewiesen. Was die jeweiligen Betreiber anbieten, ist vielfach eine Mischform dessen, was Schulen für Berufstätige, Kollegs und Aufbaulehrgänge an tertiären Kurzausbildungen anbieten. Sie sind vielfach in Bereichen wie der Elementar- und Sozialpädagogik oder in der Hospizbegleitung verortet. Auch Parteien betreiben Bildungsakademien, ebenso Organisationen wie die heimischen Nationalparks. Die Bezeichnung „akademisch“ im hochschulischen Kontext trifft auf das Angebot nur vereinzelt zu.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2021)