Eindrucksvoll veranschaulicht Gabriela Adameşteanu in ihrem Roman „Das Provisorium der Liebe“, wie tief das Politische in ein Leben eingreift. Sie zeigt aber auch, wie die Menschen das Politische in den Alltag so integrieren, dass es beinahe unsichtbar wird. (K)eine Liebesgeschichte.
In diesem Leben muss man leise sein, ob im Büro oder in den eigenen vier Wänden, weil auch die bekanntlich Ohren haben. In diesem Leben darf man keinem trauen, weder dem Nachbarn noch den Kollegen noch dem eigenen Ehemann. Vor allem wenn dieser dauernd den Vorwurf erhebt, es sei deine Schuld, dass seine Universitätskarriere nicht den gewünschten Lauf nimmt. Deine Schuld, weil deine Akte nicht lupenrein ist, befleckt von deiner ungehörigen Familiengeschichte, für die er womöglich geradestehen muss.
Dieses Leben ist von Angst durchdrungen. Sie hat sich in alle Bereiche wie Säure eingeätzt und zerstört alles Zwischenmenschliche, sät Misstrauen, vergiftet die Gedanken. Als Kind bist du ihr erstmals begegnet, als dein Vater von der Securitate verschleppt wurde, und seitdem ist sie für dich nicht mehr wegzudenken.