Susanne Boshammer darüber, ob Verzeihen eine Tugend oder eine Schwäche ist.
Susanne Boshammer, Professorin für Praktische Philosophie in Osnabrück, hat ein Buch über das Verzeihen geschrieben. Eingangs werden Untersuchungen zitiert, die zeigen, wie wenig Scheidungspaare ihren Hass aufeinander, ihren Ingrimm über eine zugefügte Demütigung selbst noch nach Jahrzehnten begraben können.
Das Menschliche, Allzu-Menschliche, das wohl niemandem völlig fremd ist, wird im Spiegel von Extremphänomenen zur grundsätzlichen Befragung unserer Humanität. Das eine Phänomen besteht darin, dass gewisse Untaten, wie es heißt, „unverzeihlich“ sind. Aber was heißt das? Sollten wir etwa den Monstren verzeihen, die für die Ermordung ganzer Völker verantwortlich sind? Angenommen, Hitler würde als 132-jähriger Greis vor sich hinvegetieren: Wäre es dann nicht eine Verhöhnung unserer allerfundamentalsten menschlichen Gerechtigkeitsempfindungen, hier an Verzeihung denken zu wollen? Ins Nichts hinein zu sterben wäre zu wenig, oder? Auch Rache hat ihre Gerechtigkeit!