Peter Rough, Experte eines konservativen US-Thinktanks, über den neuen US-Präsidenten und darüber, was die Republikaner von ihm halten.
Die Presse: Wie erlebt ein Republikaner die ersten 100 Tage unter Joe Biden?
Peter Rough: Die Elite hat es geliebt, mit Donald Trump die Rolle des rüpelhaften Populisten zu besetzen. Mit Joe Biden hingegen wurde dem amerikanischen Volk ein Mann mit hoher Moral versprochen. Biden kann zwar geschwätzig und hochtrabend sein, aber das sind einnehmende und liebenswerte, sogar harmlose Makel, wenn man sie gegen die Stärken abwägt, die ihn auszeichnen sollen: Empathie, Mäßigung, Zusammenarbeit. In der Außenpolitik haben uns die Anhänger von Biden Professionalität versichert – nicht Parteilichkeit.
Sie vermissen die Überparteilichkeit?
Biden ist eine Fahne im Wind der Progressiven. Statt ein Bollwerk gegen die linke Politik zu sein, hat er sich zusammen mit der Demokratischen Partei scharf nach links bewegt. Vor Kurzem erzählte er Historikern im Weißen Haus, dass er davon träumt, ein zweiter FDR (Franklin Delano Roosevelt, der 32. US-Präsident, 1932 bis 1945, Demokrat und verantwortlich für massive Wirtschaftsreformen, die als New Deal bekannt wurden, Anm.) zu werden. Das heißt, er sieht sich selbst als richtig transformativ.