Pandemie

Deutschland begrenzt Einreisen aus Indien

In Indien gibt es mit 2624 Todesfällen einen neuen Höchststand.
In Indien gibt es mit 2624 Todesfällen einen neuen Höchststand.REUTERS
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Ab Montag gilt ein weitgehendes Einreiseverbot für Menschen, die sich zuvor in Indien aufgehalten haben. In der Schweiz ist erstmals die indische Coronavirus-Variante B.1.617 nachgewiesen worden.

Deutschland will Indien ab Montag zum Virusvariantengebiet erklären. In der Bundesrepublik gilt dann ein weitgehendes Einreiseverbot für Menschen, die sich zuvor in Indien aufgehalten haben, hieß es am Samstag aus Regierungskreisen. Ausnahmeregelungen gibt es beispielsweise für Deutsche und Ausländer mit einem Aufenthaltsrecht in Deutschland. Sie müssen allerdings schon vor der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen und sich nach der Ankunft in Quarantäne begeben.

"Um unsere Impfkampagne nicht zu gefährden, muss der Reiseverkehr mit Indien deutlich eingeschränkt werden", sagte der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Samstag. In der Bundesregierung gibt es auch Überlegungen, den Flugverkehr mit Indien vorübergehend zu stoppen. Wie es in Regierungskreisen hieß, wird die Entscheidung darüber im Bundesverkehrsministerium seit Tagen vorbereitet. Thema seien nicht nur Direktflüge, sondern auch Flüge über Airports am Golf sowie am Bosporus. Entschieden sei diesbezüglich aber noch nichts, hieß es.

Die Regeln für Virusvariantengebiete sind deutlich strenger: Einreisende müssen für 14 Tage in Quarantäne ohne Verkürzungsmöglichkeit. Außerdem dürfen Fluggesellschaften bestimmte Personengruppen aus diesen Regionen nicht befördern. Das führt dann meist dazu, dass nur noch wenige Flüge angeboten werden.

EVP-Chef will Flugverbindungen aussetzen

Der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), forderte am Samstag die sofortige Einstellung aller Flugverbindungen in die EU. "Die indische Doppelvariante scheint sich schnell auszubreiten und die Situation dort droht außer Kontrolle zu geraten", warnte der CSU-Politiker. Weber verwies in der "Bild" darauf, dass Kanada und Großbritannien bereits entsprechende Schritte eingeleitet hätten. Insgesamt müssten die EU-Länder "aufgrund der Dynamik der Corona-Pandemie besser und schneller im koordinierten Vorgehen werden". Auch Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery sprach sich für Schutzmaßnahmen gegen die indische Corona-Variante aus.

In Österreich gibt es derzeit Landeverbote für Flugzeuge aus Südafrika und Brasilien. Diese gelten bis zum 2. Mai. Für Flüge aus Indien gibt es ein solches Verbot nicht. Laut österreichischem Außenministerium gelten derzeit Reisewarnungen für fast alle Staaten der Welt. Davon ausgenommen sind Australien, Island, Neuseeland, Singapur, Südkorea und der Vatikan. Von allen nicht notwendigen Reisen - auch in diese Staaten - rät das Außenministerium in Wien aber weiterhin ab. Die neue indische Virusvariante wurde in Österreich mit Stand Freitag noch nicht nachgewiesen.

Mutante in der Schweiz nachgewiesen

In der Schweiz ist erstmals ein Infektionsfall mit der indischen Coronavirus-Variante B.1.617 nachgewiesen worden. Wie das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Samstag im Online-Dienst Twitter mitteilte, handelte es sich bei dem Betroffenen um einen Passagier, der über einen Transitflughafen in die Schweiz eingereist war. Die Beratungen darüber, ob Indien auf die Risikoliste des Landes gesetzt wird, laufen demnach.

BAG-Sprecher Daniel Dauwalder sagte der Nachrichtenagentur AFP, der infizierte Passagier sei in einem europäischen Land umgestiegen, bevor er in der Schweiz gelandet sei. Bereits am Donnerstag hatten die belgischen Behörden den Nachweis der Corona-Variante bei einer 20-köpfigen indischen Studentengruppe gemeldet, die über einen Zwischenstopp in Paris nach Belgien gekommen war.

In Indien hat sich die Corona-Lage zuletzt drastisch verschärft. Am Samstag meldeten die Behörden des Landes mit 2624 Corona-bedingten Todesfällen binnen eines Tages einen neuen Höchststand. Zudem schnellte die Zahl der Neuinfektionen auf über 340.000. Insgesamt infizierten sich in Indien seit Pandemiebeginn bereits 16,5 Millionen Menschen mit dem Coronavirus - mehr nachgewiesene Infektionsfälle gibt es nur in den USA. 190.000 Menschen in Indien starben bisher im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.

Für die dramatische Lage wird unter anderem die "Doppel-Mutante" B.1.617 verantwortlich gemacht. Sie trägt zwei Mutationen im Spike-Protein des Virus, mit dem sich der Erreger an menschliche Zellen andockt. Diese könnten möglicherweise zu einer höheren Übertragbarkeit führen.

(APA/AFP/Reuters)

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