Unterwegs

Britische Post: „Gehen Sie besser zur Konkurrenz“

Flaschenpost: Nach dem Brexit muss man auch im Postverkehr neue Wege gehen

Großbritannien ist wieder eine Insel. Dass die Verbindungen zum europäischen Kontinent endgültig gekappt sind, macht sich nun mehr und mehr bemerkbar. Bisherige Selbstverständlichkeiten wie der normale Postverkehr werden heute zu einer Herausforderung. Ein Paket zu schicken, war bis vor Kurzem einfach und billig. Heute ist es kompliziert und teuer geworden.

Zuerst geht man noch frohgemut einkaufen. Dann nimmt man ein bisschen zu viel, ohne an das Gewicht zu denken. Am guten alten Post Office in der lokalen High Street kauft man sich eine Box zum Selbstbauen. Die kostet mehr, als man glauben würde, aber dafür ist sie leichter zusammenzubasteln als befürchtet. Mit dem fertigen Paket kehrt man zurück, doch als der Postmitarbeiter den fälligen Tarif nennt, braucht man erstmals Riechsalz: Das Porto übersteigt den Warenwert um ein Vielfaches. Selbst der Mann von der Royal Mail empfiehlt gut gelaunt: „Gehen Sie besser zur Konkurrenz.“

Also sucht man sich einen privaten Frächter. Von vielen fürchtet man, dass sie die Postsendung gleich hinter der nächsten Ecke entsorgen würden. Aber man findet auch vertrauenswürdige Dienstleister, besonders nicht-britische. Für das vollständige Ausfüllen aller Formulare braucht man dann nur mehr ein Doktorat in Steuerrecht, ein Hochschuldiplom in Zollwesen und eine Professur der Genfer „International Organization for Standardization“ bezüglich der Normung von Waren.

Vielleicht ist ja auch die Zeit reif, dass Großbritannien zur guten alten Tradition der Flaschenpost zurückkehrt. So wie es sich für eine Insel ohnedies gehört. ⫻

aussenpolitik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2021)

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