Die rasante Corona-Impfkampagne in Israel zeigt Früchte: Fast 60 Prozent der Einwohner sind durchgeimpft, das öffentliche Leben ist fast normal. Bedenken bleiben.
Ein sonniger Mittag in Tel Aviv unter der Woche. In einem Café nahe des HaMedina-Platzes, eines großen, begrünten Rondells, herrscht reges Treiben: Ältere Herren entspannen sich bei Cappuccino, junge Mütter mit Babys auf dem Schoß plaudern angeregt, ein stämmiger Herr hat als Begleitung seinen Jagdhund mitgebracht, einen Pointer, der sich artig neben den Tisch setzt.
Kellner gibt es keine, bestellt wird drinnen an der Bar. Dort ist, wie in allen Innenbereichen, das Tragen der Maske Pflicht. Doch niemand hält sich hier daran, auch nicht die jungen, gut gelaunten Baristas. Ein gutes Jahr, nachdem Covid-19 seinen Feldzug in Israel antrat, wirkt es vielerorts, als hätte es die Pandemie nie gegeben.
Atmosphäre der Euphorie. Die Atmosphäre ist gelöst, euphorisch gar; das Virus scheint besiegt. Dass Israelis ins Leben zurückkehren, während etwa Hunderte Millionen Europäer seit Monaten im Lockdown verharren, verdanken sie einer beeindruckend effektiven Impfkampagne: Fast 60 Prozent der Bevölkerung haben bereits zwei Dosen des Biontech-Pfizer-Impfstoffs erhalten, den das Land vorwiegend einsetzt. Und so sind die Zahlen der täglich Neuinfizierten sowie der Schwerkranken drastisch gesunken, obwohl fast alle Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen aufgehoben sind.