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Staubsaugerroboter im Test: Ein Tiefflieger im Kampfmodus

Saugen kann er. Die Selbstzerstörungs- tendenzen müssten nicht sein.
Saugen kann er. Die Selbstzerstörungs- tendenzen müssten nicht sein.(c) Tesvor
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Von China aus will die Marke Tesvor mit günstigen Staubsaugerrobotern den Markt erobern. Der S6 hat Potenzial, wenn er nicht manchmal so dumm wäre. Ein Erfahrungsbericht.

Es gibt Zitate, die bleiben hängen. Ob man will oder nicht, und unser Gehirn spuckt sie dann plötzlich aus. Erst kürzlich so geschehen. Da musste ich an jene Szene aus dem Animationsfilm „Kung Fu Panda“ denken, als der behäbige und wenig heldenhaft anmutende Panda Po seufzend vor vielen Treppen stehend sagt: „Mein alter Feind, Stufen“. So ähnlich muss es dem Staubsaugerroboter Tesvor S6 im privaten Testzentrum, dem Wohnzimmer, gegangen sein, als er plötzlich zum Tiefflieger mutierte und mit Anlauf 30 Stufen hinabstürzte. Wäre die beworbene vorhandene künstliche Intelligenz so schlau, wie ihre Hersteller sie gern propagieren, hätte der gekoppelte Amazon-Assistant Alexa sofort von der Klaus Lage Band „1000 und 1 Nacht“ spielen müssen. So smart sind sie aber nicht, erst recht nicht dieses Modell.

Dabei fing alles so gut an. Die Vorteile eines Staubsaugerroboters liegen auf der Hand. Eigentlich reicht einer aus: Man muss nicht selbst staubsaugen. Das System hat auch Schwächen: Man muss den Boden entsprechend vorbereiten, die zarte Seele auf Rollen ist schnell irritiert von Hindernissen. Das kostet Zeit. Dann muss auch Vertrauen aufgebaut werden, ob er das denn auch wirklich richtig macht. Der Tesvor S6, liebevoll die Flunder getauft, hat sich nach einem vollständigen Aufladen an der Ladestation schnell einen Überblick gemacht. Damit war das Einrichten auch schon erledigt.

Der Tesvor erlaubt zwei Handhabungsmöglichkeiten: Entweder per App oder klassisch per Fernbedienung, inklusive Timerfunktion. Der Tesvor S6 bietet aber eine Besonderheit, einen Lidar-Sensor, der in diesem Zusammenhang eine besonders präzise Vermessung verspricht. Zumindest einmal haben wir deswegen den Roboter mit der App verbunden, und weil wir gerade dabei waren, auch Alexa mit ins Boot geholt.

Die zwei wollten sich aber nicht so recht verstehen, denn kaum wirft die Flunder ihre Motoren an, ist Schluss mit dem Verständnis. Fazit: Die zwei können nicht miteinander.

Aber auch zwischen Besitzer und Roboter gibt es Verständnisschwierigkeiten. Seine Ankündigungen gehen im Lärm unter und lassen sich nur im Kontext erahnen. Leider kann man seine Gesprächslust nicht unterbinden. So nebenbei sei die Frage erlaubt, was hat ein Roboter schon mitzuteilen?

Im Kampfmodus überzeugend. Er hat eine zentrale Aufgabe: Den Boden zufriedenstellend zu saugen. Das macht der 300-Euro-Roboter auch gut im Kampfmodus, also voller Saugkraft. Bei leichtem Lüfterl hapert es, erst recht, wenn es in Richtung Teppich geht. Mit einem Akku von 5200 mAh meistert er seine Aufgabe bravourös ohne Zwischenstopp an der Ladestation. Alle zwei Tage war er im Einsatz und hat sich das Vertrauen seiner Besitzer verdient. Und genau dann geschah es natürlich: Ohne Vorwarnung polterte er die Stiegen lautstark hinunter, setzte sich an der Wand ein Denkmal und hinterließ eine Delle in der Stiege. Zu guter Letzt war der gesamte Inhalt des Auffangbehälters über die Stufen verteilt. Und wer durfte dann putzen? Richtig, nicht die Flunder.

Der hat bei seinem Sturz auch noch ein Rad verloren, das sich problemlos einsetzen ließ. Die Wischfunktion wird zwar beworben, sollte man aber nicht als Kaufargument heranziehen. Das Resultat ist unbefriedigend.

Lohnt der Kauf? Der Tesvor S6 hat seine Schwächen, ist aber günstiger als Modelle von Roomba und Vorwerk. Die kosten mehr als 1000 Euro. ⫻

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2021)

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