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Affäre Blake Bailey: Biograf von Philip Roth unter Verdacht

American writer and biographer Blake Bailey is photographed at Hotel Palomar in Los Angeles Thursda
American writer and biographer Blake Bailey is photographed at Hotel Palomar in Los Angeles Thursda(c) Los Angeles Times via Getty Imag (Allen J. Schaben)
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Erst stürmte sein voluminöses Buch über das Leben des berühmten, 2018 verstorbenen US-Romanciers die Bestsellerlisten. Nun gibt es Vorwürfe sexueller Verbrechen gegen Bailey.

Der US-Autor Philip Roth hat 2012 den jungen Kollegen Blake Bailey bevollmächtigt, seine Biografie zu schreiben. Bereitwillig stellte er ihm das Privatarchiv zur Verfügung, bat ihn aber auch, sich nicht über sein kolportiert heftiges Sexleben auszubreiten. Zudem gab er ihm einen paradoxen guten Rat: „Ich möchte nicht, dass Sie mich rehabilitieren. Machen Sie mich einfach interessant.“ Das dürfte gelungen sein, wenn man den vorwiegend positiven Rezensionen in Weltblättern bei Erscheinen des Buches traut. Nur vereinzelt war zu vernehmen, dass die misogynen Züge Roths unterspielt worden seien. Diese Woche aber ist die Sache aus nicht-literarischen Gründen explodiert. Skandal um Roth? Nein. Skandal um Bailey!

Acht Jahre hat dieser an der Biografie eines deklariert Wichtigen der Gegenwartsliteratur gearbeitet. Roth wird der ungehemmte Anspruch zugeschrieben, dass er den großen amerikanischen Roman erschaffen habe. Sein in sechs Jahrzehnten gereiftes Werk sollte nicht auf Triebe und Skandale reduzieren werden, weil es doch all das Menschliche seiner Zeit umfasst. Bailey hat dieses Leben und Werk emsig von der Geburt Roths 1933 bis zum Tode 2018, von Newark über London bis New York City, von „Goodbye, Columbus“ bis „Nemesis“, aufgezeichnet und eingeordnet. Die Ezzes des Meisters nahm der Biograf offenbar so ernst, dass er sie als Motto seinem 898 Seiten langen Buch voranstellte: „I don’t want you to rehabilitate me. Just make me interesting.“

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