Oper

Gschnas für Don Giovanni in Prag

Jeder grapscht sich ein Kostüm: Jana Sibera als Donna Anna, Richard Samek als Don Ottavio.
Jeder grapscht sich ein Kostüm: Jana Sibera als Donna Anna, Richard Samek als Don Ottavio.[ Jan Pohribny ]
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Das Ständetheater spielt nicht mehr wie bisher die Prager Fassung von Mozarts Oper. Ein derber Missgriff, garniert mit plattem Amüsiertheater.

Denkmäler wollen gehegt und gepflegt werden. „Don Giovanni“, Prags wichtigstes Musikmonument, wurde nun im Ständetheater einer radikalen Erneuerungskur unterzogen, getreu den Verbreitungsmöglichkeiten der derzeitigen Krisensituation ohne Publikum, aber im Netz abrufbar. Das produzierende Nationaltheater verkündete nicht ohne Stolz, ein rein ausländisches Team sei am Werk gewesen. Es hat ehrwürdige, wertvolle Traditionen über Bord geworfen.


Dass am Uraufführungsort nicht wie bisher die Prager Fassung gespielt wird, erscheint so respektlos wie künstlerisch derb. Mozart wusste, warum und wie er für die Wiener Aufführungsserie neue Arien schrieb – und welche er dafür wegließ. Er richtete sich vor allem nach den geläufigen Gurgeln der jeweils engagierten Sänger. In den heute weit verbreiteten Mischfassungen scheint der Erzählfluss empfindlich gestört. Natürlich geht es im Theater wie beim Zirkus zu, die Sänger rangeln um ihre Bravourstücke.

Doch es gibt Gegenbeispiele: Ein allererster Mozart-Tenor wie Anton Dermota musste in Salzburg unter Furtwängler auf „Dalla sua pace“ (aus der Wiener Fassung) verzichten! In Prag fehlt nun Don Ottavios originale Prager Arie „Il mio tesoro“.
Elviras „Mi tradì“ (die Wiener Einlage im zweiten Akt) beschwert den Handlungslauf und irritiert wie die amputierte „Scena ultima“. Der Teufel schlummert oft im Detail: Ein Mini-Rezitativ nach Leporellos „Register-Arie“, in dem Donna Elvira ihren Rachefeldzug gegen Giovanni ankündigt, ist meist gestrichen. (Herbert von Karajan ließ es 1987 in Salzburg passieren.)

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