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Sie bekommen gegen Corona ziemlich sicher keinen Pieks

Ein Modewort der Coronapandemie - der Pieks
Ein Modewort der Coronapandemie - der Pieks(c) imago images/ZUMA Wire (Guillermo Guterrez Carrascal via www.imago-images.de)
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Beim Sprechen über Impfungen hat sich ein missverständliches Modewort breitgemacht.

Ein Modewort der Coronapandemie hat in den vergangenen Wochen ziemlich an Frequenz zugelegt. Kein Wunder, jetzt wo mittlerweile jeder jemanden kennt, der schon eine Impfung bekommen hat, schlägt sich das auch in unserem Wortschatz nieder. Und interessanterweise taucht hier gern der Pieks auf. Das Wort klingt ja auch kindlich harmlos und schafft es, einem medizinischen Vorgang eine spielerische Note zu geben. Doch wenn Sie den Begriff im Wörterbuch suchen, werden Sie mit ziemlicher Sicherheit nicht fündig. Nicht im Österreichischen Wörterbuch, das das Wort gar nicht kennt. (Klassisch österreichischer Sprachgebrauch ist das tatsächlich nicht.) Und auch nicht im Duden, denn dort ist ein kleiner, wenig schmerzhafter Einstich durch die Haut als Piks gelistet. Doch warum um Himmels willen steht da nur ein i und kein e danach? Immerhin wird das Wort doch eindeutig mit langem Vokal ausgesprochen. Nun, das hängt vermutlich mit dem Ursprung des Worts zusammen, das mit der Pike verwandt ist – ein Spieß, der einst als niedrigste Waffengattung galt (daher auch etwas „von der Pike auf“ lernen) und vom französischen Verb piquer (stechen) abgeleitet war. Kartenspieler kennen auch die Farbe Pik, dargestellt durch die stilisierte Spitze eines Spießes. Damit verwandt ist auch das Adjektiv pikiert im Sinne von gekränkt – und hegt man einem Menschen gegenüber Groll, gibt es auch die Redewendung, dass man „einen Pik auf jemanden“ hat. Wobei das (so wie auch die Farbe in mancher Kartenspielrunde) gerne mit kurzem i ausgesprochen wird, doch mit Pick im Sinne von Klebstoff hat das nichts zu tun.

Aber wie sollen wir nun mit dem Wort umgehen, wenn wir von der Impfung sprechen? Nun, falls Ihnen Piks (oder Pieks) einen Stich versetzen, könnten Sie ja einfach sagen, dass Sie einen Stich bekommen haben.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2021)

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