Radsport

Der Ruhm ist für Tadej Pogačar noch neu, doch der Biss der alte

 Tadej Pogačar gewann Lüttich-Bastogne-Lüttich. Weitere Ziele für 2021: Tour-Titelverteidigung und Olympiagold.
Tadej Pogačar gewann Lüttich-Bastogne-Lüttich. Weitere Ziele für 2021: Tour-Titelverteidigung und Olympiagold.APA/AFP/Belga/DIRK WAEM
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Tadej Pogačar hatte im Vorjahr für die Tour-Sensation gesorgt. Abgehoben ist der 22-jährige Slowene danach aber nicht, auch sein Erfolgshunger ist noch lang nicht gestillt. Das demonstrierte er mit dem Sieg in Lüttich.

Lüttich/Wien. Es braucht schon das globale Virus um Tadej Pogačar auszubremsen. Ein positiver Test im UAE-Team des letztjährigen Tour-Siegers verhinderte am Mittwoch den Start bei der Flèche Wallone, und sorgte für große Verwirrung: Denn der Rennstall aus den Emiraten hat sich bereits im Dezember komplett durchimpfen lassen. Die folgenden Tests fielen dann auch allesamt negativ aus, weshalb das mit Spannung erwartete slowenische Duell am Sonntag beim Radsport-Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich stieg.

Im Vorjahr hatte Pogačar Landsmann Primož Roglič auf der vorletzten Etappe noch den Tour-Sieg weggeschnappt, als zweitjüngster Gewinner der Geschichte für Schlagzeilen und auch Skepsis gesorgt. Auch Monate nach dem großen Triumph wirkt der 22-Jährige aus Klanec wie der freundliche Jüngling von nebenan: Scheuer Blick, immer höflich und zurückhaltend. Doch das Babyface trügt. „Tadej ist eine einfache, sehr ehrliche Person. Ein ganz normaler Bursche. Aber im Rennen erwacht sein Ehrgeiz. Wenn er bei anderen Schwächen bemerkt, ist er wie ein Hai“, sagte Mentor Andrej Hauptman, der auch Teil des UAE-Betreuerstabs ist.

Kein Jet-Set-Leben

Mit Freundin Urška Žigart, einer slowenischen Rennfahrerin, lebt Pogačar zwar in Monaco, das Jet-Set-Leben der Reichen und Schönen aber ist ihm auch nach dem sensationellen Tour-Sieg (noch) fremd. „Er hat sich nicht verändert. Er isst noch genauso viele Palatschinken“, versicherte seine Mutter Marjeta kürzlich der „L'Equipe“. Ihr Sohn habe immer schon für den Sport gelebt, niemals auch nur seinen eigenen Geburtstag gefeiert. „Er verbringt seine ganze Zeit mit Radfahren. So war er schon immer und ist es heute noch.Pogačars Erfolgshunger ist mit dem Tour-Sieg noch nicht gestillt, das verdeutlicht seine bisherige Saison: Er gewann UAE-Tour und Tirreno-Adriatico. Bei der Baskenland-Rundfahrt musste er sich im ersten slowenischen Duell Roglič geschlagen geben, wurde am Ende Gesamtdritter.

Beim letzten Frühjahrsklassiker schlug Pogačar nicht nur im nationalen Zweikampf zurück. Als Teil einer fünfköpfigen Gruppe ließ er gut zehn Kilometer vor dem Ziel in Lüttich auch Roglič stehen und setzte sich im Sprint gegen Julian Alaphilippe (FRA) durch. Die Eintagesrennen genießt er. „Ich mag sie wirklich. Es ist ein ganz anderes Fahren als bei Etappenrennen, ein anderer Rhythmus.“ Patrick Konrad wurde nach elf giftigen Anstiegen 20.

Nächste Station für Pogačar ist Ende Mai das Critérium du Dauphiné, zugleich die Generalprobe für die anvisierte Titelverteidigung in Frankreich (ab 26. Juni). Ein Monat später möchte sich der Jungstar am Fuße des Fuji zum Olympiasieger krönen – es wäre die erste Rad-Medaille für sein Land. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2021)

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