Ein Herrenduft, der nach heißen Bügeleisen duftet.
Hat Temperatur einen Geruch? Oder verdampfendes Wasser? Eine heiße Metallfläche etwa? Ja, ja und ja – wenn es nach Hermès-Hausparfümeurin Christine Nagel geht, die in ihrem neuen Herrenduft das synthetische Molekül Sclarene verwendet. Nagel erinnert der Inhaltsstoff an heiße Bügeleisen in den Schneiderateliers.
Man möge sich nicht mit Kleinigkeiten abgeben, etwa der Tatsache, dass beim Bügeln wohl eher Waschmittelschwaden entweichen, die selbst ein parfumistisches Produkt sind; wichtig ist der Grundgedanke, dass Nagel mit „H24“ in ein dunstig-dampfiges Universum entführen möchte, in dem es auch nach floralem Tabak und krautiger Rosenholzessenz aus Peru riecht: „H24“ ist eine umso wichtigere Stilübung, als sein Erfolg an jenem des Klassikers „Terre d’Hermès“ von Nagels Vorgänger Jean-Claude Ellena gemessen wird. „H24“ ist jedenfalls kein Versuch, diese erdige Wurzeligkeit zu replizieren, sondern eine Kreation mit eigenständigem Charakter.
Das Molekül Sclarene wird vielleicht nicht so stilprägend werden wie die aquatische Note Calone, die ab „Cool Water“ die Neunziger prägte – der Riechstoff ist aber weniger skurril als jener „Sternenstaub-Akkord“, mit dem „Tabac Man Gravity“ an Raumfahrt und Mondlandungsjubiläen erinnern möchte. Diese in einem sehr konventionell maskulinen Repertoire verharrende Komposition wirft also ihrerseits eine Frage auf: Wie riecht es bloß in den unendlichen Weiten des Weltraums?