OMV-Chef Rainer Seele nimmt den Hut. Seine Zeit an der Spitze des Konzerns endet im Juni 2022. Den von ihm angestoßenen Umbau werden also andere fortführen. Der interne und externe Druck auf Seele war groß – letztlich wohl zu groß.
Wien. Geduld war nie seine Stärke. So war es denn auch Rainer Seele selbst, der am Montag den Gerüchten rund um seine mögliche Ablöse von der OMV-Spitze ein Ende setzte – und von sich aus auf eine Verlängerung seines Vertrags verzichtete. Der Abgang erfolge aus „rein persönlichen Gründen“,betonte der Manager. Fakt ist aber auch, dass die Luft für ihn zusehends dünner wurde. Die anhaltende Kritik am Kaufpreis für die Mehrheit am Kunststoffhersteller Borealis, die Affäre um angebliche Bespitzelung von Umweltschützern und nicht zuletzt Streitigkeiten mit dem OMV-Aufsichtsrat. All das bereitete wohl zumindest den Boden für diese Entscheidung.
Den teilstaatlichen Konzern trifft Seeles Abschied in einer heiklen Phase, denn eine Frage ist noch nicht klar beantwortet: Womit soll die OMV in Zukunft ihr Geld verdienen? Was bleibt also von den sieben Jahren Seele an der OMV-Spitze, wenn er Ende Juni 2022 den Konzern verlässt? Und welche Herausforderungen warten auf seinen Nachfolger?
Der Abgang
Seele sei einer, der jeden Kampf gerne annimmt, wenn er ihm angeboten wird, beschreiben Beobachter den 60-jährigen Deutschen. Inzwischen habe er jedoch zu viele Fronten offen. Am wichtigsten für seinen Abgang dürfte dabei der Konflikt mit dem neuen OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett sein. Der Australier war einst als Borealis-Chef sozusagen unter Seele platziert, seit dem Vorjahr haben sich die Positionen jedoch gedreht. Und Garrett soll sehr klare Vorstellungen haben, wie die OMV von einem Öl- zu einem Chemiekonzern umgebaut wird.