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Der Schlaf eines alten Löwen

Anthony Hopkins pfiff auf die Oscar-Nacht - wie viele US-Zuseher. Als US-Präsident wäre der Nixon-Darsteller indes ungeeignet.

Die Drei-Uhr-Frage ist ein Wahlkampf-Klassiker in den USA. Ein Test für Präsidentschaftskandidaten: Sind sie handlungsfähig, wenn ein Notruf sie um drei Uhr früh aus dem Schlaf reißt – oder braucht es erst ein paar Schreckminuten und einen starken Kaffee, bis sie in die Gänge kommen? Notorische Frühschläfer wie Ronald Reagan – der untertags gerne einmal einnickte – und George W. Bush haben sich darum zeitig zu Bett begeben, während Bill Clinton als Nachteule bis nach Mitternacht selbst herumtelefonierte.

Abgesehen vom Umstand seiner britischen Staatsbürgerschaft wäre Anthony Hopkins als US-Präsident unter dieser Prämisse ungeeignet – obwohl er in „Nixon“ einmal einen Präsidenten verkörpert hat. In der Oscar-Nacht legte sich der Mime in seiner Heimat Wales, die acht Stunden Zeitunterschied von Los Angeles trennt, früh schlafen – auch weil Chadwick Boseman als Favorit in der Hauptkategorie galt und ihm die posthume Ehre sicher schien.

Offenbar ist der 83-Jährige nicht von seniler Bettflucht geplagt. Als ihn sein Agent um vier Uhr Ortszeit von der guten Nachricht informieren wollte, ließ Hopkins es einfach läuten – eher ein abgeklärter, alter Löwe als ein Hannibal Lecter, seiner ersten Oscar-Rolle in „Das Schweigen der Lämmer“. „Bereit, wenn Sie es sind“, zischte er darin der FBI-Agentin zu – stets bereit zuzubeißen.

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