Kolumne „Führungsfehler“. Ach, was war der Job doch früher fein gewesen! Damals, als alle noch gemeinsam arbeiteten.
Eine Münchner Kanzlei, eine junge Anwältin. Hart war die Arbeit immer gewesen, das hatte ihr nichts ausgemacht. Denn es gab regelmäßige (und manchmal feuchtfröhliche) Feierabendbiere als Ausgleich, sogar einen eigenen Tisch am Oktoberfest, als Dankeschön. Work hard, party hard. Die Welt war im Gleichgewicht.
Jetzt gibt es nur noch harte Arbeit, Home Office und wenig Anerkennung. Wenig Anerkennung? Keine. Früher hatte der zuständige Partner seine Mails mit „lieben Gruß“ beendet. Jetzt schrieb er formlose Anweisungen, kein Bitte, kein Danke. Die Anwältin fühlte sich wie eine Maschine, die permanent funktionieren sollte. Ihre Energie war weg.
„Was soll ich tun?“, fragte sie ihre kommunikationsbewanderte kleine Schwester. „Sprich mit ihm!“, riet ihr die, „wenigstens über Zoom. Sag‘ ihm, dass du wieder Anerkennung und Gemeinsamkeit brauchst.“
Zwei Wochen später. „Und?“, fragte die kleine Schwester, „wie war’s?“ „Er hatte keine Zeit für mich“, antwortete die Anwältin.
Und dass sie sich für eine freie Stelle als Richterin beworben hatte.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.