Ausbildung

Neuer Anlauf für Lehrer als Quereinsteiger

Das Bildungsministerium startet einen neuen Anlauf, den Einstieg von Quereinsteigern an Schulen zu vereinfachen.
Das Bildungsministerium startet einen neuen Anlauf, den Einstieg von Quereinsteigern an Schulen zu vereinfachen.Die Presse (Clemens Fabry)
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Für Absolventen facheinschlägiger Studien, die bereits an Schulen unterrichten, soll es ein neues Angebot geben. Ziel müsse es sein, die „richtigen Leute" an die Schulen zu bringen.

Eines der Ziele der 2013 beschlossenen neuen Lehrerausbildung war es, neben den berufsbildenden auch in den allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe (etwa Deutsch, Geografie) mehr Quereinsteiger in die Schulen zu holen. Erste Angebote sollten eigentlich mit Blick auf die Pensionierungswelle schon 2013/14 starten, in der Praxis gibt es Quereinsteiger-Angebote in der Allgemeinbildung aber de facto bis heute nicht. Nun startet das Bildungsministerium einen neuen Anlauf.

Schon jetzt werden bei Lehrermangel Absolventen von fachlich infrage kommenden Studien ohne Lehrerausbildung an den Schulen eingesetzt, etwa Diplom-Anglisten als Englischlehrer. Diese bekommen allerdings nur einen schlechter bezahlten Sondervertrag und müssen innerhalb von fünf Jahren Zusatzprüfungen im Umfang von 30 bis 60 ECTS-Punkten nachweisen (60 ECTS entspricht einem Jahr Vollzeitstudium).

Mit der Reform der Lehrerausbildung wurde eigentlich die Möglichkeit geschaffen, dass Absolventen facheinschlägiger Studien mit einem Quereinsteiger-Studium von 120 ECTS die Berechtigung zum Unterrichten von einem Fach (statt wie sonst üblich zwei Fächern) erhalten. Allerdings gab es hier mit Ausnahme der Musiklehrer-Ausbildung in Wien und Niederösterreich kein Angebot an den Hochschulen.

Neues Quereinsteiger-Modell festgeschrieben

In einem aktuellen Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums ist nun ein neues Quereinsteiger-Modell für Absolventen facheinschlägiger Studien vorgesehen, die bereits Berufserfahrungen beim Unterrichten in allgemeinbildenden Fächern der Sekundarstufe (u.a. Mittelschule, AHS, BMHS) haben und aktuell auch an einer Schule tätig sind. Die Quereinsteiger-Ausbildung soll nun laut Erläuterungen "grundsätzlich neu gestaltet" und auch nicht mehr von Unis und Pädagogischen Hochschulen (PH), sondern nur mehr von PHs angeboten werden. Ziel sei ein erleichterter und vereinheitlichter Quereinstieg, wobei hochwertige Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote insbesondere im pädagogischen Bereich festgelegt werden sollen. Auch Anpassungen im Dienstrecht werden dabei notwendig, diese sollen noch heuer erfolgen.

Die Hochschullehrgänge für Quereinsteiger - beim Lehramt Sekundarstufe sind auch außerordentliche Masterstudien möglich - sollen "nach Maßgabe des Bedarfs" eingerichtet werden, wie es in den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf heißt. Der Umfang wird vom Ministerium auf mit 120 bis 150 ECTS bzw. nach Anrechnung der Berufspraxis mit 60 bis 90 ECTS angegeben. Nähere Details der Ausbildung wie Bildungsziele, Umfang der jedenfalls verpflichtend vorzusehenden Studienfachbereiche oder - soweit für eine einheitliche Ausbildung nötig - Grundsätze für die nähere Gestaltung der Studienpläne sollen noch in einer Verordnung geregelt werden.

Das ganze Leben derselbe Beruf?

Die Entwicklung sei schon sehr weit, man sei dabei in enger Abstimmung mit Unis und PHs, betont die zuständige Sektionschefin im Bildungsministerium Margareta Scheuringer. "Derzeit wird hier ein Modell entwickelt, das praktikabel und für Leute, die in den Schulbereich einsteigen wollen, auch attraktiv ist." Die Zeiten, in denen man an die Uni gehe und danach für den Rest des Lebens denselben Beruf ausübe, seien vorbei. In der Zusammenarbeit mit der Initiative Teach for Austria merke man, dass es bei Quereinsteigern einen guten Markt gibt. Ziel müsse es sein, die richtigen Leute an die Schulen zu bringen. "Wir sind dabei und möchten das möglichst rasch auf den Markt bringen."

In dem Gesetzesentwurf ebenfalls verankert wird der angekündigte Quereinsteiger-Lehrgang für Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen. Zielgruppe des neuen Angebots sind "facheinschlägig vorgebildete Personen" wie Absolventinnen und Absolventen eines Bachelorstudiums Pädagogik, Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Nach Abschluss des Hochschullehrgangs "Elementarpädagogik" an einer PH (Umfang: 60 ECTS) sollen sie zum Führen einer Gruppe berechtigt sein.

Für Neos „zu kleinkariert gedacht“, für Grüne „attraktives Angebot"

Für die Neos ist das neue Modell "wieder zu kleinkariert gedacht". Anstelle eines Masterstudiums für Akademiker mit Berufserfahrung kommen nur Umschulungsmaßnahmen, kritisiert Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre. Dabei seien richtig ausgewählte und begleitete Quereinsteiger eine Bereicherung für jede Schule und "keine Personalreserve 'nach Maßgabe des Bedarfs', wie es im Regierungsjargon heißt".

Für die Industriellenvereinigung (IV) wird hingegen "ein wirklich zukunftsweisendes Paket auf den Weg gebracht". Es sei absolut notwendig, dem Pädagogenmangel etwas entgegenzusetzen und Quereinsteiger würden zudem neue Sicht- und Herangehensweisen in den Beruf bringen. Im Kindergarten werde es allerdings auch bessere Arbeitsbedingungen brauchen, um Quereinsteiger im Beruf zu halten.

Für Grünen-Bildungssprecherin Sibylle Hamann wurde mit dem neuen Modell kein Schnellsiedekurs geschaffen, sondern "ein attraktives Angebot für Menschen, die ihr praktisches Wissen in die Schulen tragen wollen, und denen es Freude macht, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten".

(APA)

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