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And the winner is . . . uns doch egal

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Die Reichweite der Oscar-Gala rasselt in den Keller. Wegen Corona? Der Niedergang hat schon viel früher begonnen – und ganz andere Gründe.

Ja, das waren noch Zeiten! Mit Glanz und Gloria krachte die „Titanic“ 1998 gegen ihren Eisberg. Der Film mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet räumte elf Oscars ab, über 55 Millionen Amerikaner verfolgten mit glänzenden Augen die spektakuläre Gala im Fernsehen, noch weit mehr stürmten die Kinos.

Und heuer? Da haben sich nicht einmal zehn Millionen für die Übertragung der Preisverleihung auf ABC interessiert. Die nominierten Streifen? Sie provozierten Schulterzucken in den Umfragen. Die Oscars haben als unsinkbares Schiff der Unterhaltungsindustrie gegolten, nun geht es langsam unter. Aber wo ist das Leck? Corona, wird man sagen. Alles findet abgespeckt statt, mit wenig Glamour, vor kleinem Publikum. Auch die Grammys, das Pendant im Musikgeschäft, haben über die Hälfte der Zuschauer im Vergleich zum Vorjahr verloren. Aber man täusche sich nicht: Schon lang nimmt die Begeisterung für die großen Preise ab, weil die meisten sich längst ganz anders orientieren.

Ein wenig Zeitgeschichte für unsere jüngeren Leser: Einst konnten eure Eltern nur aus wenigen Fernsehkanälen wählen, das Kinoprogramm war schnell überflogen, und was man aktuell zu hören hatte, verrieten Moderatoren der Ö3-Hitparade oder auf MTV. Einmal jährlich kürten Jurys die schönsten Pflänzchen in dieser Monokultur der Unterhaltung, und das vereinte die Massen zu kollektiver Bewunderung.

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