Börsengang

Münchner Laborkette Synlab müht sich an die Börse

REUTERS
  • Drucken

Statt des erhofften Milliardenvolumens ist die Emission maximal 772 Millionen Euro schwer.

Europas größte Laborkette Synlab hat den Sprung an die Börse mit Mühe geschafft. 42,9 Millionen Aktien des Münchner Unternehmens werden wie erwartet zu 18 Euro ausgegeben, am unteren Rand der Preisspanne, wie Synlab am Dienstag mitteilte. Statt des erhofften Milliardenvolumens ist die Emission maximal 772 Millionen Euro schwer, weil die Altaktionäre um den Finanzinvestor Cinven angesichts der Zurückhaltung der Anleger nur 20,7 Millionen ihrer Aktien verkaufen wollten. "Der Börsengang ist ein wichtiger Schritt für Synlab, mit dem wir unsere führende Position im wachsenden Diagnostikmarkt weiter stärken", sagte Vorstandschef Mathieu Floreani. Synlab startet damit am Freitag mit einem Börsenwert von vier Milliarden Euro in den Handel. Einschließlich Schulden wird das Unternehmen mit 5,9 Milliarden Euro bewertet.

Investoren hatten auf der Werbetour des Vorstands Zweifel daran geäußert, ob Synlab das Umsatz- und Ertragsniveau nach der Corona-Pandemie werde halten können. Millionen von Corona-Tests haben dem Konzern eine Sonderkonjunktur beschert. Cinven hatte Synlab vor sechs Jahren für 1,7 Milliarden Euro vom Investor BC Partners gekauft. Durch die Fusion mit dem französischen Rivalen Labco und weitere Zukäufe wurde man zum größten europäischen Laborbetreiber.

Maximal 19 Prozent der Aktien sind künftig im Streubesitz, ursprünglich sollten es bis zu 32 Prozent sein. Cinven bleiben 46 Prozent, der dänischen Novo Holdings - dem Eigentümer des Pharmakonzerns Novo Nordisk - 18 Prozent und dem kanadischen Lehrer-Pensionsfonds OTPP neun Prozent. Firmengründer Bartl Wimmer hält knapp fünf Prozent. Sie hoffen, dass der Kurs nach dem Börsendebüt anzieht und sie nach Ablauf der Haltefrist von 180 Tagen Aktien zu höheren Preisen auf den Markt werfen können. Organisiert wurde der Börsengang von den US-Banken Goldman Sachs und JP Morgan.

400 Millionen für die Firmenkasse

Der Erlös, der Synlab selbst zufließt, ist vom Ausgabepreis unberührt. Das Unternehmen gab so viele neue Aktien aus, dass 400 Millionen Euro in die Firmenkasse kommen: 22,2 Millionen. Synlab will mit dem Geld einen Teil seiner Schulden tilgen und hat für weitere Zukäufe 200 Millionen Euro im Jahr reserviert. "Für 2021 haben wir in Bezug auf unser organisches Wachstum bereits einen äußerst guten Start verzeichnet und seit Januar insgesamt neun Akquisitionen abgeschlossen", sagte Finanzchef Sami Badarani.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Synlab allein mit den Tests auf das Corona-Virus 620 Millionen Euro. Das trieb den Umsatz um 38 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro und den operativen Gewinn um mehr als zwei Drittel in die Höhe. 2021 peilt Synlab ein Umsatzplus von 17 Prozent auf mehr als drei Milliarden Euro an. Knapp die Hälfte des geplanten Zuwachses hängt immer noch mit der Corona-Pandemie zusammen. "Der Bedarf nach Tests und hygienischen Artikeln sollte in den kommenden Monaten anhalten und spielt der Firmenstrategie damit perfekt in die Karten", sagte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Am unteren Ende der Spanne könnte die Aktie ein "interessantes Anlageobjekt" sein.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.