Wasser & Architektur

Schöner Schwimmen im privaten Wellnesstempel

Spa-Skulptur. Aus Rauriser Quarzit gebaut von den Smartvoll-Architekten.
Spa-Skulptur. Aus Rauriser Quarzit gebaut von den Smartvoll-Architekten.Dimitar Gamizov
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Von asiatisch-reduziert bis natürlich in Stein: Drei Wasserwelten zum Kraulen und Knotzen, Saunieren und Sitzen, Entspannen und Erholen.

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»„Im Sommer verschwinden die Glasfronten in den Wänden.“«

Philipp Buxbaum
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Wenn Spa-Oasen und Fitnesscenter in schöner Regelmäßigkeit zugesperrt werden, erlebt das private Bad eine Renaissance. Zumal dann, wenn es den Begriff Wellnesstempel wirklich verdient hat  – was bekanntlich nicht alles tut, was diesen Namen trägt. Das weiß auch Philipp Buxbaum, der in der Hinterbrühl einen wahren Ort der Kontemplation aus Granit errichtet hat. „Der Begriff ‚Wellnesstempel‘ ist die gängige Marketingworthülse für Hotelkellerbäder mit Palmendeko und Neonlicht“, sagt der Smartvoll-Architekt. Wobei das, was er dort vorfand, wo das neue Spa entstehen sollte, noch um eine Spur ärger war. Hinter der Villa, deren Dachgeschoß Smartvoll schon für den Bauherren gestaltet hatten, ganz am Ende des Gartens stand „eine Art 70er-Jahre Pavillon im Schönbrunner-Stil“. Innen war der sogar noch „beeindruckender“ als von außen. „Eine kitschige Einrichtung mit Glaswänden, Mahagoni, grauem Teppich und einer Holzbox mit Telefon und Schalter für einen Anruf im Haupthaus“, erinnert sich Buxbaum an etwas, das ihn an einen Swingerclub von vor 50  Jahren erinnert hat. Die unter dem Garten verlaufende Bowlingbahn, die den Pavillon mit der Villa verband, machte die Sache nicht besser.
Japan und Rauris. Deshalb erdachten die Smartvoll-Architekten den Komplex radikal neu – am Ende des Gartens steht jetzt eine Art Spa-Skulptur, eine Mischung aus Stonehenge mit einem japanischen Zengarten, gebaut aus Rauriser Quarzit und mit aufschiebbaren Glasfronten versehen. Auffallend: Die Wände durchstoßen und überragen die Deckenplatten, „um jedes Tragen von sich zu weisen“. Die Dachelemente scheinen zu schweben  – das macht eine Adaptierung an alle Jahreszeiten möglich. „Im Sommer können die Glasfronten komplett in den Wänden verschwinden“, erklärt Buxbaum. So wird die Anlage zu einem offenen, aber uneinsehbaren Badeort. Im Winter sorgen die geschlossenen Glasflächen für wohlige Wärme – die allerdings nicht auf Kosten der Ausblicke geht. Denn diese haben die Architekten kompromisslos durchkomponiert. „Wir wollten jedem Innen- auch ein Außenthema zuordnen“, sagt Buxbaum. So schaut man vom großen Liegebereich hinaus auf die Wiese; vom kleinen Liegebereich auf den Jacuzzi. Von der Sauna aus geht der Blick auf einen Bonsai – und wenn man die Stufen von der einstigen Bowlingbahn hinaufkommt, führt die Blickachse durch einen Baum auf den Außenpool mit seinen steinernen Stufen hinab ins Wasser.

Auch die Bowlingbahn hat eine neue Funktion bekommen. „Eigentlich waren für diesen unterirdischen Zugang zum Haus Oberlichte geplant, aber das hätte die ganze Wiese durchlöchert. So musste es letztendlich ohne gehen“, berichtet Buxbaum. Optisch haben die Architekten für den endlosen Schlauch trotzdem eine Lösung gefunden: L-förmig eingesetzte Glaselemente, die für Unterbrechungen sorgen und gleichzeitig verschiedene Bereiche schaffen, geben dem lang gezogenen Gang nun Struktur und markieren einzelne Trainingsbereiche. Der Quarzit und vertikale Moosbepflanzungen verbinden den unterirdischen Bereich architektonisch mit dem oberirdischen Pavillon. Womit aus der einstigen Bowlingbahn ein einzigartiger Fitnesstunnel mit 80  Quadratmetern geworden ist. Und der letzte Anflug von 70er-Jahre-Exzentrik endgültig verflogen ist.
Auch die Mayr-Glatzl-Architekten waren bei einem Wellnessprojekt in Niederösterreich als Wiederholungstäter unterwegs. Schon einige Jahre davor hatten sie die Innenarchitektur eines Hauses für eine Familie gemacht, „allerdings ist damals der Wellnessbereich wie so oft erst einmal hintenan gestellt worden, weil andere Dinge wichtiger gewesen sind“, erzählt Heinz Glatzl. 2019 kam dann der neue Eigentümer des inzwischen verkauften Hauses auf die Architekten zu, weil jetzt eben dieser Bereich fertiggestellt werden sollte – und die bereits vorhandene Innenarchitektur hatte offensichtlich Gefallen gefunden.

Materialmix mit Metall. Und auch den Innenarchitekten gefielen naturgemäß die Dinge, die noch von ihrer einstigen Arbeit übrig waren, auch wenn die Pläne von einst neu überarbeitet wurden. „Schön war, dass es die offene Glasfassade zum Garten schon gab.“ Den im ersten Durchgang geplanten Whirlpool habe man aber verworfen und stattdessen einen Fitnessbereich und eine Sauna untergebracht. Bei der Planung wichtig: dass die „Triggerachsen“ in den Garten hinaus auch in den intimeren Bereichen wie Sauna oder Dusche erhalten bleiben. Und im offenen „Lounge-Knotz-Bereich“, wie Glatzl ihn nennt, ist der Blick ins Grüne dann durch absolut nichts gestört und kann im Sommer durch die aufschiebbaren Fenster komplett glasfrei genossen werden. Die üppige Dschungeltapete an der hinteren Wand sorgt auch im Winter für ein warmes Wohngefühl und ist eigentlich gar nicht geplant gewesen: „Wir mögen es, wenn Projekte auch ein Stück ‚Work in Progress‘ sind. So haben wir den Bauherren erst Muster für Holz- und Steinwände vorgelegt, und irgendwann Tapeten auf den Tisch gelegt.“ Und das passte dann perfekt.

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