Der steirische FPÖ-Chef Gerhard Kurzmann (56) hat seine Partei - mit Unterstützung von Bundesobmann Heinz Christian Strache und einem Online-Anti-Minarett-Spiel - in den Landtag zurückgeführt und den 2005 verlorenen Regierungssitz zurückgeholt. Damit dürfte er angesichts des sich abzeichnenden Patts von SPÖ und ÖVP mit seiner Partei der Königsmacher in der Steiermark sein.
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Kurzmann wird nachgesagt, ein ideologisch stramm rechter, aber unauffälliger Politiker zu sein. Im Intensivwahlkampf hatte er fast ausschließlich auf die Anti-Islam-Karte gesetzt. Sein Ziel, den Wiedereinzug der Blauen in Landtag und Landesregierung, hat er erreicht - allerdings zum Preis eines möglichen Gerichtsverfahrens wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren: Dem Auslieferungsbegehren der Staatsanwaltschaft Graz war das Parlament einige Tage vor der Wahl nachgekommen.
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"Wenn man vorgibt etwas zu sein, was man nicht ist, leidet die Authentizität und Glaubwürdigkeit", hatte Kurzmann vor dem Sommer die Frage abgetan, ob es nicht Stimmen aus der Partei gebe, die von ihm möchten, dass er mehr Gas gibt. Das übernahm für ihn letztlich die Schweizer Werbeagentur von Alexander Segert, der auch im Wahlkampf auftrat: Auf der FPÖ-Homepage wurde ein Shooter-Spiel online gestellt, bei dem es darum ging, Muezzine und Moscheen zu treffen - in der FPÖ-Diktion "zu stoppen". Nach einer Anzeige der Grünen verbot die Staatsanwaltschaft das Spiel, seither wird wegen Verhetzung ermittelt.
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Zu seiner langjährigen Mitgliedschaft bei der Kameradschaft IV, einer Veteranenorganisation ehemaliger Waffen-SS-Angehöriger, die vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands als rechtsextrem eingestuft wird, steht er dezidiert: "Warum sollte ich austreten? Es geht nicht, dass man anständige Leute kennenlernt und dann von ihnen distanziert". Er beruft sich auf Konrad Adenauer, der die Mitglieder der Waffen-SS als "Soldaten wie jeder andere auch" bezeichnet habe und begründet seine Mitgliedschaft mit der Herkunft aus einer Familie vertriebener Volksdeutscher, die "automatisch" zu dieser Einheit eingezogen worden seien.
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Kurzmann, Historiker und Magistratsbeamter, wurde am 30. Oktober 1953 in Graz geboren. Er startete seine Politikerkarriere mit 40 Jahren als Grazer Gemeinderat, war 1998-2002 und ist seit Herbst 2006 wieder im Nationalrat. 2003 übernahm er die Grazer Partei, nach der Wahlschlappe im Land 2005 die davon und durch die BZÖ-Abspaltung zerrüttete Landespartei.
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Kurzmann gilt als "Erfinder" der Spitzenkandidatin bei der Grazer Wahl 2008, Susanne Winter, die nach radikalen Aussagen im Wahlkampf wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt wurde, und tritt u.a. für ein generelles Bettelverbot und strengere Fremdengesetze ein.
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Königsmacher von ganz rechts außen
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