Geschmacksfrage

Testessen im Handwerk, im Magazin und der Pasteria

(c) JOACHIM ZEISMANN
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Wir freuen uns auf die Öffnungen so sehr, dass wir diesmal Hotelessen bestellt haben. Gar nicht schlecht. Plus: zwei schnelle Tipps.

Nach dem Ende der Lockdownphasen und Restriktionen werden wir alte vermeintliche Alltäglichkeiten feiern wie Geschenke: Begeistert werden wir in der Economy den Schokoriegel kauen, so es solche dann überhaupt noch gibt. Die Manager werden die Partyschlange um das Gummibärchenbuffet in der Business-Lounge bilden, und ich freue mich ernsthaft auf eine Klausur mit Hotelübernachtung.

Ähnliches müsste auch für Hotel­restaurants gelten, die in Österreich bis auf Ausnahmen mit klingenden Namen kulinarisch stiefmütterlich behandelt werden. Aber im Juni werden wir dann Club-Sandwiches mit Zimmerservice bestellen – und sie dann auf offener Straße verzehren. Bis es so weit ist, habe ich das Bestellservice des Restaurants „Handwerk“ getestet, das im Arcotel Wimberger beheimatet ist. Die Onlinebestellung funktioniert tadellos, die Lieferung kostet 15 Euro, ich gebe 19.15 Uhr als Lieferzeit ein.

Um 19.30 Uhr rufe ich an und erfahre, dass die Lieferung schon längst bei mir sein müsste. Das ist keine schlechte Methode, macht der Satz doch eine Mitverantwortung meinerseits möglich. Nach einer Kontrolle des Stiegenhauses sowie der Absicherung, dass nicht einer meiner Nachbarn mein Essen einkassiert hat, kommt nach zehn Minuten der freundliche Lieferant und entschuldigt die Verspätung. Ich antworte mit dem dümmsten Satz unserer Zeit: „Alles gut.“ Dann ausgepackt und einmal mehr: aufgewärmt.

(c) JOACHIM ZEISMANN

Die Erwartungen sind wie beschrieben nicht sehr hoch, die Vorspeise aus dem sogenannten Verwöhnmenü mit dem theatralischen Namen „Red Carpet“ ist dann eine sehr positive Überraschung: Das Rote-Rüben-Kren-Mousse und der ­Ziegenkäse passen geschmacklich perfekt, Brot wäre nett gewesen. Bei den Spargeln mit Schinken, Erdäpfeln mit dezentem Bärlauchbelag zeigt sich, das sollte man ebenso frisch verzehren wie die Fischgerichte. Wobei: Der gegrillte Loup de Mer mit Rosmarin-Kartoffeln und Linsen kann geschmacklich deutlich besser punkten als die Medaillons vom Seeteufel mit Hummer-Tagliolini, die eher als Pasta mit wenigen Ministücken vom etwas bitter gegarten Seeteufelchen daherkommen.
Die Pannacotta ist wieder, wie sie gehört, und dank süßer Himbeeren sehr versöhnlich, wie Gastrokritiker früher geschrieben hätten.

Noch schnell zwei Empfehlungen: ­Günstig und verlässlich ist das Wirtshaus „Magazin“ im Ersten mit seinen Tagesgerichten und seiner unfassbar fairen Weinkarte. Und im neunten Bezirk wurde aus der Pasteria endgültig ein wunderbares Alimentari mit frischen Gerichten zum Mitnehmen. Holen!

Restaurant Handwerk, unter www.bestellen.handwerk-restaurant.at,
Restaurant Magazin unter www.magazin-riemergasse14.at,
Pasteria unter www.lapasteria.at

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