Wir spenden viel, aber ineffektiv – also nicht dort, wo am meisten Leid am schnellsten zu lindern wäre. Die Gründe dafür haben Forscher nun zusammengefasst.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Nicht als Sprichwort, sondern ganz real: Im Jahr 1987 steckte in Texas das Baby Jessica in sechs Meter Tiefe fest, so ungünstig, dass sie erst nach zwei Tagen befreit werden konnte. Die Welt fieberte mit, verständlich. Aber es wurden auch 700.000 Dollar für die Rettung gespendet, was sinnlos war, weil die nötige Hilfe parat stand. Um dieses Geld hätte man 7000 Menschen in Entwicklungsländern vor einem Trachom bewahren, ihr Augenlicht retten können.
Solche Beispiele verwenden Anhänger des „Effektiven Altruismus“. Man muss ihre Philosophie nicht teilen (dazu später), um anzuerkennen: Nicht wenige Menschen möchten dort spenden, wo sie damit viel erreichen können. Aber tatsächlich setzen auch sie ihr Geld sehr ineffizient ein. Woran das liegt, ist erforscht. Der Harvard-Psychologe Lucius Caviola hat den Wissensstand nun mit einem Hirnforscher seiner Uni und einem Ethiker aus Oxford zusammengefasst, in „Trends in Cognitive Sciences“ (29.4).