Wir wollen mehr spielen als arbeiten, mehr erfahren und genießen als besitzen. Surfer an der britischen Küste.
Vorabdruck

Wir müssen etwas erleben! Müssen wir?

Schmerzlos trennen wir uns neuerdings von den Dingen, die einst Herzensdinge waren. Die Erinnerungen, die in ihnen aufbewahrt sind, haben keinen Wert mehr. Es gilt nicht mehr die alte Maxime: Ich muss haben. Die neue Maxime lautet: Ich muss erleben.

Wir befinden uns heute im Übergang vom Zeitalter der Dinge zum Zeitalter der Undinge. Nicht Dinge, sondern Informationen bestimmen die Lebenswelt. Wir bewohnen nicht mehr Erde und Himmel, sondern Google Earth und Cloud. Die Welt wird zusehends unfassbarer, wolkiger und gespenstischer. Nichts ist hand- und dingfest.

Die Dinge stabilisieren insofern menschliches Leben, als sie ihm eine Kontinuität verleihen, die „sich daraus herleitet, dass der gleiche Stuhl und der gleiche Tisch den jeden Tag veränderten Menschen mit gleichbleibender Vertrautheit entgegenstehen“, so Hannah Arendt in „Vita Activa“. Dinge sind Ruhepole des Lebens. Sie sind heute gänzlich von Informationen überlagert. Es ist nicht möglich, bei Informationen zu verweilen. Sie haben eine sehr schmale Aktualitätsspanne. Sie leben vom Reiz der Überraschung. Schon aufgrund ihrer Flüchtigkeit destabilisieren sie das Leben. Unsere Aufmerksamkeit wird heute von ihnen permanent in Anspruch genommen.

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