Fahrbericht

BMW 545e: Sanft wie ein E-Auto, flott wie ein Sportwagen

Der Fünfer ist etwa zwei Tonnen schwer, aber auf Verlangen recht sportlich.
Der Fünfer ist etwa zwei Tonnen schwer, aber auf Verlangen recht sportlich. Die Presse/Clemens Fabry
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BMW hat in der Fünfer-Limousine den Sechszylindermotor mit einem Elektroantrieb kombiniert und daraus zwei Autos gemacht. Dafür kriegt man beim Blick in den Kofferraum einen leichten Schreck.

Wien. Man muss ja immer relativieren, wenn man über den Verbrauch von Hybridfahrzeugen schreibt. Einerseits, andererseits, weite Strecken gefahren, kurze Strecken gefahren, sanft geglitten, sportlich unterwegs, immer die Batterie aufgeladen, nur selten aufgeladen, nie aufgeladen.

Relativieren wir also einfach einmal nicht und fangen mit den schlechtest möglichen Bedingungen für ein Hybridfahrzeug an: nicht aufgeladen, lange Strecke und ganz normal gefahren. Was bleibt in dem Fall als Verbrauch des BMW 545e, der normalerweise von einem Elektro- und einem Verbrennungsmotor angetrieben wird, in diesem Fall aber eben nur vom Verbrennungsmotor? 7,2 Liter auf 100 Kilometer!

Das ist ein recht bemerkenswerter Verbrauch für einen 3,0-Liter-Sechszylinderbenzinmotor mit 286 PS, der ein Auto mit etwa zwei Tonnen Eigengewicht allradgetrieben bewegt. Wir haben schon kleinere und leichtere Hybridautos mit halb so vielen Zylindern getestet, die, als Verbrenner betrieben, mehr verbrauchten.

Auf der anderen Seite unter bestmöglichen Bedingungen (keine Klimaanlage, keine Autobahn, sanftes Beschleunigen) stand eine rein elektrische Reichweite von 45 bis 48 Kilometern. In dem Fall gleitet der Fünfer lautlos angetrieben von einem 109-PS-Elektromotor durch die Stadt.

Pfeift man darauf und kombiniert Elektro- und Benzinmotor zu einer Systemleistung von 394 PS, holt man sich also die versprochene Freude am Fahren, dann kommt man mit diesem Fünfer schon in die Dimensionen eines Sportwagens: null auf 100 km/h in 4,7 Sekunden und ein Systemdrehmoment von 600 Nm.

So viel zum relativen Teil des Tests. Was bei einem Hybridfahrzeug nicht relativ ist, sind die Zugeständnisse, die die Ingenieure wegen der Batterie und des elektrischen Antriebsstrangs machen müssen. Und die sind in dieser Fünfer-Limousine so ordentlich, dass man beim ersten Öffnen des Kofferraums einen leichten Schreck bekommt. Wenn die Familie verreist, dann nur mit Gepäck für ein Wochenende. In Zahlen ausgedrückt: Statt der üblichen 530 Liter fasst die Hybridversion nur 410 Liter.

Absturz bei Spotify

Über die qualitative Verarbeitung muss man bei einem BMW nicht viele Worte verlieren. Im Innenraum macht alles einen hochwertigen Eindruck, es passt alles, es funktioniert alles – bis auf das Entertainment-System, das bei der Verbindung mit Spotify nach ein paar Minuten beim Überspringen eines Liedes stets abstürzt. Dann sitzt man still im Auto bis zum Neustart des Systems.

Reichen wir noch den Gesamtverbrauch in unserem Test nach: Zwischen kostenlosem Strom aus der Ladestation eines Lebensmittelhändlers und den 7,2 Litern im reinen Verbrennermodus standen am Ende durchschnittlich 5,3 Liter auf 100 Kilometer. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2021)

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