Hoch hinaus wollen sie alle: Soleil Jean-Marain (l.), Lea Karnutsch und Sophie Borney (r.).
Kultur

Ein Jahr Flaute: Was die Pandemie im Tanz anrichtet

Keine künstlerische Ausbildung dauert so lang wie die von Tänzerinnen und Tänzern. Und die Karrieren sind kurz. Fünf von ihnen erzählen, wie es ihnen im Coronajahr ergangen ist. Sie haben hart trainiert, online vorgetanzt, choreografiert – und Pullover gestrickt.

Fangen wir mit Sonia Dvorak an. Die 28-jährige Amerikanerin, die an der National Ballet School in Toronto studiert hat, kam mit Ballettchef Martin Schläpfer von Düsseldorf ans Staatsballett nach Wien – und landete direkt im Lockdown. „Leute kennenlernen muss ich auf später verschieben“, sagt sie – und ist froh, dass an der Staatsoper zumindest wieder trainiert und geprobt werden kann. „Das New York City Ballet hat komplett zugemacht.“ Weil es keine staatliche Unterstützung gibt. Viele der Tänzer dort hätten ihre Wohnungen verloren. „Ich weiß nicht, wie das wäre, wenn ich ein Jahr lang kein Training hätte und dann wieder auf die Bühne müsste. Es dauert, bis man wieder in Form und im Flow ist.“

Wieder gemeinsam trainieren und die Kollegen treffen – fühlt sich an wie Luxus.

In Zeiten, in denen auch die Staatsoper dichtmachen musste, trainierte sie zu Hause. Genauso hart wie im Ballettsaal, aber vieles sei daheim nicht möglich – keine Drehungen, keine Sprünge, keine Übungen mit Spitzenschuhen. Der Lockdown sei für sie trotzdem eine gute Zeit gewesen, sagt Dvorak. „Ich bin auf andere kreative Interessen zurückgekommen.“ Weil sie im Sommer auch nicht zu ihrer Familie in die USA fahren konnte, lernte sie weben. „Ich habe Teppiche gewebt, Klamotten genäht, Gitarre gespielt und diesen Winter vier Pullover gestrickt.“ Sie begann, sich mit analoger Fotografie zu beschäftigen. „Ich spaziere jedes Wochenende mit meiner Kamera eine neue Route. So lerne ich verschiedene Viertel kennen und sehe Lokale, die ich für später speichere.“

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