Vorgestoßen in ein Vakuum: Der britische Historiker Martyn Rady untersucht den Aufstieg und den Fall eines Imperiums, das in Österreich seinen Anfang nahm und dort auch sein Ende fand.
Der Kaiser war längst tot, das Imperium war zerfallen, aber die Habsburger-Monarchie war noch lang nicht vergessen. Im August 1920 veröffentlichte Karl Kraus sein berühmtes Gedicht „Franz Joseph“, das mit den Worten endet: „Nie prägte mächtiger in ihre Zeit/jemals ihr Bild die Unpersönlichkeit.“ Mehr als hundert Jahre später bewegen die Habsburger immer noch die Gemüter. „Wir erleben definitiv eine Neubewertung“, sagt der britische Historiker. Seine eigene Deutung legt er in dem soeben auf Deutsch erschienen Werk „Die Habsburger: Aufstieg und Fall einer Weltmacht“ vor.
Die Sorge um ein Aussterben erlaubte zahlreiche Ehen im engsten Familienkreis.
Von Rudolf I. (1218–1291) bis Karl I. (1887–1922) brachte die Dynastie „Dummköpfe, Visionäre, Dilettanten, religiöse Fanatiker, Kämpfer für das Gemeinwohl, Förderer der Künste und der Wissenschaft und Erbauer großer Paläste“ hervor, so Rady. Größer als die einzelne Persönlichkeit – und das ist es, was Kraus in seinem Nachruf auf Franz Joseph erfasst – waren stets die Dynastie und das Imperium.