Leitartikel

Michael Ludwig, die letzte rote Bastion

Der Wiener Bürgermeister macht vor, wie Pragmatismus ohne Slim-Fit- Inszenierung funktioniert.
Der Wiener Bürgermeister macht vor, wie Pragmatismus ohne Slim-Fit- Inszenierung funktioniert.(c) imago images/SEPA.Media (Michael Indra via www.imago-images.de)
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Die Sozialdemokratie in der Krise? Der Wiener Bürgermeister macht vor, wie Pragmatismus ohne Slim-Fit- Inszenierung funktioniert. Und wie man Links-rechts-Mitte-Fragen einfach ausweicht.

Was können die Sozialdemokraten nicht, was die Christlich-Sozialen hingegen konnten? Die ÖVP ließ vor Jahren ihr traditionelles symbolträchtiges Dreikönigstreffen nach Weihnachten einfach ersatzlos streichen. Die Partei und vor allem die Medien haben sich Jahr für Jahr genüsslich mit der Leistung der Partei und ihrer Führung auseinandergesetzt. Obmann-Debatten brachen verlässlich aus, weil Journalisten und Parteifunktionäre im Vorfeld telefoniert und intrigiert hatten. Damit war dann zumindest am jährlichen Termin Schluss.
Die SPÖ kann ihren 1. Mai nicht einfach ausfallen lassen. Zu stolz, zu wichtig, zu identitätsstiftend ist der Tag der Arbeit, an dem sich manchmal Frust oder Zorn der roten Basis entladen. Werner Faymann wurde einst als Kanzler und SPÖ-Chef in einer von langer Hand geplanten Aktion ausgepfiffen. Das läutete sein Ende ein, für die SPÖ wurde es danach nicht besser. Eher im Gegenteil.


Derlei Proteste sind heuer angesichts der großteils virtuell inszenierten Veranstaltung auszuschließen. Dennoch fällt der europaweite Befund über und für die Sozialdemokratie in der härtesten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten ernüchternd aus. Im Norden und im Süden halten sich die Genossen noch als Volksparteien, in der Mitte des Kontinents schaut es aber dramatisch aus. In Deutschland haben die Grünen das Überholmanöver bald abgeschlossen.

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