Der Tour-Triumph 2019 sollte erst der Anfang sein, doch im Vorjahr bremste der eigene Rücken Egan Bernal jäh aus. In Italien fährt der Kolumbianer um den Sieg und sein Lächeln.
Leichtfüßig war Egan Bernal auf den Höhepunkt seiner Karriere geklettert: 2019 stach er bei der Tour de France seinen eigenen Ineos-Kapitän aus und kürte sich mit 22 Jahren zum jüngsten Sieger der Nachkriegszeit. Die Dominanz des Jungstars blieb eine vorerst kurze. Ein Jahr später wurde er ausgerechnet in Frankreich gedemütigt. Diesmal quälte sich der Kolumbianer die Berge hinauf, die Zunge hing ihm heraus, immer wieder schüttelte er den Kopf. Vom Glanz des Vorjahressieges war nichts mehr übrig, die Chance auf die Titelverteidigung sehr bald dahin. Noch vor der Königsetappe stieg Bernal aus. Während sich der eineinhalb Jahre jüngere Tadej Pogačar im Ziel in Paris feiern ließ, begann für Bernal ein langer Leidensweg.
„Seit ich denken kann, habe ich Rückenschmerzen. Aber noch nie waren sie so schlimm wie während dieser Tour“, klärte Bernal später auf. 1,7 Zentimeter ist sein linkes Bein länger als das rechte, durch die asymmetrische Belastung drückt ein Wirbelkörper auf den Nerv. Operativ lässt sich das nicht beheben. Mit Bikefitting-Experten in Münster lotete er deshalb die optimalen Druck- und Kontaktpunkte aus, bereitet seinen Körper mit täglich zwei Physio-Einheiten auf den Leistungssport vor. Er weiß: „Ich werde mit dem Schmerz leben müssen.“