Leitartikel

Die Theater dürfen bald öffnen – wollen sie das überhaupt?

Die Staatsoper hat erfolgreich die Chance genutzt, in der Pandemie sichtbar zu bleiben. Ansonsten haben unsere Bühnen nicht viel Ambition gezeigt.
Die Staatsoper hat erfolgreich die Chance genutzt, in der Pandemie sichtbar zu bleiben. Ansonsten haben unsere Bühnen nicht viel Ambition gezeigt.Imago Images
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Die Staatsoper hat erfolgreich die Chance genutzt, in der Pandemie sichtbar zu bleiben. Ansonsten haben unsere Bühnen nicht viel Ambition gezeigt.

Die Covidsäulen werden wohl erst nach Ende der Pandemie errichtet, das Corona-Decamerone wird wahrscheinlich noch geschrieben und die Sars-Traviata noch komponiert, aber vorläufig darf man konstatieren: Viel Bleibendes ist den Künsten bisher nicht eingefallen zum Thema, das die Menschen in aller Welt seit über einem Jahr beherrscht wie kein anderes. Vielleicht liegt es daran, dass ein einst in Unheilszeiten naheliegendes Motiv – die Theodizee, die Frage nach der Rechtfertigung Gottes – in religionsarmer Zeit obsolet scheint.

Doch auch intelligente Gesellschaftskritik zur Lage blieb rar: Die Schauspielervideos unter dem Hashtag #allesdichtmachen bewegten sich deutlich unter dem Niveau kleinstädtischen Kabaretts. Sogar die Popmusik, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so etwas wie die zeitgeistige Leitkultur war, zeigte sich angesichts des Virus seltsam ausdrucksarm. Gerade der alte Mick Jagger hat sich im April 2020 und im April 2021 mit knackigen Songs zum Lockdown gemeldet.

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