Nachhaltigkeit

Die Tücken grüner Investments

Nur weil Veranlagungen mit dem Prädikat „nachhaltig“ versehen werden, sind sie nicht zwangsläufig grün.
Nur weil Veranlagungen mit dem Prädikat „nachhaltig“ versehen werden, sind sie nicht zwangsläufig grün.Imago Images
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Nur weil Veranlagungen mit dem Prädikat „nachhaltig“ versehen werden, sind sie nicht zwangsläufig grün. Die Aufsicht warnt vor Schönfärberei.

Wien. Banken rund um den Globus verpflichten sich zu mehr Klimaschutz: In der „Net-Zero Banking Alliance“ streben die Geldhäuser an, ihren Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bestmöglich zu verringern. Ziel der von der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms (UNEP) angestoßenen Allianz ist es, bis spätestens 2050 die CO2-Emissionen aus dem Geschäftsbetrieb sowie aus den Kredit- und Investmentportfolios auf netto null zu senken. 43 Banken aus 23 Ländern unterstützen bisher die erst im April gegründete Initiative.

Auch welche Produkte Banken künftig anbieten, wird maßgeblich zum Umbau des Finanzsystems beitragen: Seit Mitte März gilt in der EU die Offenlegungsverordnung, die Banken vorschreibt, ihre Produkte nach einem Nachhaltigkeitsgrad zu klassifizieren. Damit soll Transparenz am Markt für grüne und nachhaltige Finanzprodukte geschaffen und den Kunden eine Einordnung einzelner Produkte erleichtert werden. Dennoch gibt es weiterhin Fallstricke beim Investieren in nachhaltige Produkte, unter anderem „Greenwashing“, vor dem die Finanzmarktaufsicht (FMA) warnt.

„Nachhaltig nicht per se sicher“

Greenwashing bedeutet, „dass ein Finanzprodukt als umweltfreundlich beworben wird, obwohl es grundlegenden Umweltstandards nicht entspricht“. Oft würden Anbieter Begriffe wie „ökologisch“ verwenden oder eine Zertifizierung angeben, die es nicht gibt – um sich im Wettbewerb besser darzustellen oder einen höheren Preis für Produkte zu verlangen.

„Potenzielle Investorinnen und Investoren sollen so dazu verleitet werden, Investments zu tätigen, die sie in Kenntnis der tatsächlichen Auswirkungen des Finanzprodukts nicht oder nur zu einem anderen Preis getätigt hätten“, schreibt die FMA. Um Greenwashing zu identifizieren, sind vor allem Transparenz und ausreichende Information wichtig. Daher sei ein Blick auf die Webseite eines Finanzunternehmens sinnvoll, denn diese muss im Zuge der Verordnung ihre Nachhaltigkeitsstrategie sowie eine Einschätzung der Klimarisiken auf die Rendite ihrer Produkte ausweisen. Zudem empfehlen die Aufseher, auch auf Jahresberichte zu achten, da große Unternehmen Angaben zur Nachhaltigkeit machen müssen.

Trotz Nachhaltigkeit sei auch das Veranlagungsrisiko mit zu bedenken. „Nachhaltige Geldanlagen sind nicht per se sicherer als vergleichbare herkömmliche Geldanlagen. Besonders am „grauen Kapitalmarkt“ – also jenem Markt, der nicht durch die Aufsicht reguliert wird – sei im Hinblick auf Risiko Vorsicht geboten.

Denn Investments für Projekte wie „grüne“ Immobilien oder Solarkraftanlagen seien häufig in Form von qualifizierten Nachrangdarlehen oder Genussrechten gestaltet. Bei derartigen Anlageformen kann jedoch das gesamte Investment verloren gehen, sollte das Projekt nicht erfolgreich sein, so die FMA. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2021)

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