Nach offiziellen Angaben starben am Sonntag 3689 Menschen an dem Virus, 392.488 Neuinfektionen wurden vermeldet. Weltweit werden Einreisebestimmungen verschärft – auch in Österreich.
Neu-Delhi. Die Coronakrise in Indien eskaliert weiter. Am Sonntag wurde in dem durch die Pandemie schwer erschütterten 1,3-Milliarden-Einwohner-Land die bis dato höchste Todeszahl verzeichnet: 3689 Menschen starben nach Daten des indischen Gesundheitsministerium vom Sonntag. Zugleich wurden 392.488 Neuinfektionen binnen 24 Stunden vermeldet – ein leichter Rückgang gegenüber dem Samstag, als zum ersten Mal weltweit mehr als 400.000 Neuinfektionen in einem Land vermeldet wurden.
Insgesamt haben sich mehr als 19,56 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ist der zweithöchste Wert nach den USA. Indiens Gesundheitssystem ist überfordert, Krankenhäuser und Krematorien sind überfüllt, es mangelt an medizinischem Sauerstoff, Medikamenten und Impfstoff.
Premierminister Narendra Modi traf am Sonntag Regierungsbeamte und Experten, um über den beispiellosen Anstieg der Coronafälle und den Bedarf an medizinischem Sauerstoff und Medikamenten zu beraten. Mehrere Länder, darunter Deutschland, die USA, Großbritannien und Japan, haben Indien Unterstützung zugesagt. Am Samstagabend erreichte eine Maschine der deutschen Luftwaffe die Hauptstadt Neu-Delhi mit 120 Beatmungsgeräten. An Bord der Maschine, mit der sonst auch Kanzlerin Angela Merkel fliegt, waren 13 Sanitätssoldatinnen und Sanitätssoldaten. Sie sollen eine mobile Sauerstoffgewinnungsanlage in Indien aufbauen und Personal des örtlichen Roten Kreuzes einweisen. Die Anlage soll am Mittwoch und Donnerstag mit zwei Transportflugzeugen geliefert werden. Sie macht Außenluft zu medizinischem, hochprozentigem Sauerstoff, der anschließend abgefüllt werden kann.
Aus Russland wurde eine erste Charge von 150.000 Dosen des Impfstoffs Sputnik V geliefert, der kürzlich in Indien zugelassen worden war. Die Lieferung sei am Samstag in Hyderabad eingetroffen, twitterte der staatliche russische Direktinvestmentfonds RDIF. Erwartet würden weitere Millionen Dosen, sagte ein Sprecher des indischen Außenministeriums. Sie sollen von dem Unternehmen Dr. Reddy's Labs vertrieben werden. Russland hat bereits Beatmungsgeräte, Anlagen zur Sauerstofferzeugung und Medikamente nach Indien geflogen.
Indien selbst will die Produktion von Corona-Impfstoffen hochfahren. Medienberichten zufolge sollen bis Juni 100 Millionen Dosen pro Monat statt der aktuellen rund 75 Millionen hergestellt werden. Indien wird oft als „Apotheke der Welt“ bezeichnet, da dort eigenen Angaben zufolge rund die Hälfte aller Impfstoffe weltweit hergestellt wird und viele für relativ wenig Geld an ärmere Länder gehen.
Grenzen geschlossen
Im Ausland wächst unterdessen die Sorge vor in Indien grassierenden Varianten des Coronavirus. In den USA tritt ein Einreiseverbot aus Indien am Dienstag in Kraft, US-Bürger sind von der Maßnahme ausgenommen. Australische Behörden gingen weiter: Eigene Staatsbürger, die aus Indien einreisen, müssen Medienberichten zufolge mit Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen.
In Österreich tritt am heutigen Montag eine Verschärfung der Einreisebestimmungen in Kraft. Bei der Einreise werden nur noch PCR-Testergebnisse akzeptiert, keine Schnelltests mehr. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2021)