Vor allem die Römer liebten weißen Marmor: Büste eines nackten Mannes, 1. Jh. v. Chr.
Geschichte

Wer hat die Antike „weiß“ gemacht?

Wie die „roten“ Griechen und Römer zu Vertretern der „White Supremacy“ wurden: Rekonstruktion eines Kulturkampfes.

Wer hätte gedacht, dass dem Studium der klassischen Antike noch Wirkungsmacht zugetraut würde? Dass es gar als so gefährlich eingestuft werden könnte, dass manche seine Abschaffung fordern? Die Kultur der alten Griechen und Römer sei der Gründungsmythos der rassistischen und kolonialistischen westlichen Zivilisation, der „White Supremacy“, argumentieren zum Teil prominente Akademiker an US-Unis. Manche gehen so weit, die Existenzberechtigung der „Classics“, wie die Altphilologie dort genannt wird, infrage zu stellen. Kürzlich beschloss die Howard-Universität in Washington, D.C., ihre Abteilung aufzulösen („Die Presse“ berichtete). Wie soll, wie kann man diesen amerikanischen Kulturkampf um die Antike verstehen?

Jedenfalls als Stellvertreterkrieg. Die alten Griechen und Römer kannten keinen Rassismus der Hautfarbe, hatten gar kein Konzept dafür. Sie sahen sich auch nicht als weiß, sondern wenn, dann als rot. Als weiß galten ihnen die Völker des Nordens, wie Kelten und Germanen. Als braun etwa die Ägypter und Mauretanier. Als schwarz die Nubier, Äthiopier oder Inder. Diese Kategorien wurden von griechischen Geografen als Ergebnis unterschiedlicher Sonneneinstrahlung gesehen. Ideologisch waren sie bedeutungslos. Das belegt auch die Kunst, in der Menschen unterschiedlichster Hautfarbe als gleichwertig dargestellt wurden.

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