Leitartikel

Frauen werden oft erst dann ernst genommen, wenn sie tot sind

Archivbild aus Australien: Weltweit protestieren Frauen gegen Gewalt.
Archivbild aus Australien: Weltweit protestieren Frauen gegen Gewalt. imago images/Le Pictorium
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Wer Frauen ernsthaft und nachhaltig vor gewalttätigen Männern schützen will, muss das Problem in seiner Gesamtheit erkennen.

Dieses Mal schien der Aufschrei besonders laut, die Betroffenheit besonders groß zu sein. Vermutlich, weil der mutmaßliche Täter einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Der sogenannte Bierwirt hatte eine Privatklage wegen übler Nachrede gegen Sigrid Maurer eingebracht. Die grüne Politikerin veröffentlichte frauenverachtende und obszöne Nachrichten, die sie von dem Facebook-Account des Mannes erhalten hatte. Am Donnerstag soll er seine Ex-Partnerin getötet haben, für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Der neunte Fall nach einer Serie von Frauenmorden, die in diesem Jahr in Österreich verübt wurden.

Es ist wichtig zu betonen, dass man Hass im Netz nicht mit körperlicher Gewalt, erst recht nicht mit der Tötung oder Ermordung von Frauen gleichsetzen kann. Natürlich ist nicht jeder Mann, der eine frauenfeindliche Nachricht verfasst, für sein Umfeld gefährlich. Aber wer Frauen ernsthaft und nachhaltig vor Männern schützen will, muss das Problem in seiner Gesamtheit erkennen: Gewalt gegen Frauen hat viele Ebenen und Facetten. Man darf die kleinen Hinweise nicht mit den großen Gewalttaten gleichsetzen, sie aber auch nicht verharmlosen. Gewalt schaukelt sich hoch, oft kündigt sie sich an. Bis sie dann, heuer neun Mal in vier Monaten, mit einer getöteten Frau endet.

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