Anime-Serie

Der erste schwarze Samurai als Netflix-Held

Netflix
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Immer populärer wird die Geschichte des Afrikaners, der 1597 als Sklave nach Japan kam und dort unter dem Namen Yasuke zum Samurai aufstieg. Nun lädt die Anime-Serie „Yasuke“ sie mit Fantasy auf.

Unwiderstehlich ist in einer Zeit, die nach schwarzen Helden sucht, die historische Geschichte des Afrikaners, der als Sklave nach Japan kam und dort zum Samurai aufstieg. In den letzten Jahren sind Bücher, Ausstellungen, Kunstprojekte dazu entstanden. Künstler braucht es auch, um diesen Stoff zu vermitteln: Man muss diese Ereignisse mit viel Fantasie füllen, so spärlich sind die historischen Quellen dazu.

Man weiß immerhin einiges. Zunächst einmal, dass der Mann, der später Yasuke genannt wurde und aus Mosambik, Äthiopien, vielleicht auch dem Sudan stammte, 1579 mit einem italienischen Jesuitenmissionar nach Japan kam. Oda Nobunaga war damals einer der mächtigsten japanischen Fürsten und Kriegsherren, er kontrollierte den Großteil des japanischen Territoriums und hieß die Jesuiten als Gegengewicht zu den einflussreichen buddhistischen Mönchen willkommen. Er wurde auf den über 1,90 Meter großen, intelligenten Schwarzen aufmerksam und nahm ihn in sein Gefolge auf, wo Yasuke bis zum Samurai aufstieg und Privilegien erhielt wie kein Fremder vor ihm. (Jahre später wurde dann William Adams, Vorbild für die Fernsehserie „Shogun“ mit Richard Chamberlain, als erster Europäer zum Samurai erhoben.) Yasukes Karriere ist mit Nobunagas unorthodoxer Politik erklärbar: Er brach die strikte soziale Ordnung auf, machte hohe Positionen von Talent und Leistung, nicht von Herkunft abhängig.

Kinofilm-Pläne auf Eis gelegt

Ob es den Kinofilm je geben wird, der mit Chadwick Boseman als Yasuke geplant war? 2019 war das Projekt angekündigt worden. Doch Boseman, als Superheld Black Panther berühmt geworden, starb 2020 mit 43 Jahren an Darmkrebs. Seitdem hat man davon nichts mehr gehört. Einstweilen kann man mit der japanischen Anime-Serie „Yasuke“ vorliebnehmen, seit Ende April läuft sie auf Netflix. Achtung allerdings – Freunden dieses Genres kann die visuell berückende, ausgezeichnet gemachte Mini-Serie zwar empfohlen werden, wer sich aber für die realen Ereignisse interessiert, wird enttäuscht.

Historische Lücken mit Fantasy gefüllt

Die Serie füllt die historischen Lücken mit Fantasy. Hinter dem Feind, der Nobunaga durch seinen Sieg in den rituellen Suizid treibt, steht hier der Dämon Yami no Daimyō. Yasuke, der nach Nobunagas Tod als Bootsmann seine Samurai-Vergangenheit hinter sich lassen wollte, muss ein krankes Mädchen mit magischen Fähigkeiten beschützen und zu einem Zauber-Arzt bringen – was der Dämon Yami no Daimyō verhindern will. Auch jenseits magischer Kräfte und Wunderwaffen ist es der Serie nicht um historische Korrektheit zu tun. „Wascht ihn!“, befiehlt Nobunaga etwa am Anfang, „jeder hat das Recht auf Sauberkeit . . . Wieso wird er nicht sauber?“ Ja, Schwarze waren äußerst selten im damaligen Japan, eine Attraktion, für die Menschen angeblich Tagesreisen unternahmen. Unbekannt können sie Nobunaga freilich nicht gewesen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2021)

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