Kolumne „Führungsfehler“. Kaum ist wirklich jeder auf WhatsApp, giert der Mutterkonzern nach dem letzten Rest unserer Privatsphäre. Weiß er nicht schon genug?
Schon wieder. Verschlafen will man seine WhatsApp-Nachrichten checken, da blendet sich das lästige Textfeld ein: „Wir aktualisieren unseren Nutzungsbedingungen“. Es nervt. Wegklicken, schnell. Man will zu seinen Nachrichten.
Schon im Jänner nervte WhatsApp gewaltig. Es plante, seine Nutzerdaten mit Mutter Facebook und Schwestern wie Instagram zu teilen. Als ob die Oberdatenkrake nicht ohnehin schon jedes Geheimnis wüsste. Während Datenschützer entrüstet aufschrien, entspannen sich in Chatgruppen weltweit Diskussionen wie die folgende:
„Bleibst du bei WhatsApp?“
„Ich weiß nicht.“
„Ich geh‘ zu Signal.“
"Was kann das?"
"Weiß nicht."
„Ich schau‘ mir Telegram an.“
„Dort sind doch alle Verschwörer. Coronaleugner, Aluhüte, Bill-Gates-trinkt-Kinderblut-Blödsinnverzapfer.“
„Aber geh‘!“
„Wohin soll ich denn sonst gehen?“
„Wohin gehen die anderen?“
„Was ist so schlimm, wenn wir bei WhatsApp bleiben?“
Immerhin, der Aufschrei war laut genug, dass WhatsApp das Inkrafttreten seiner neuen Nutzungsbedingungen auf Mitte Mai verschob. Die Community seufzte erleichtert auf und tat – nichts. Ein paar Millionen (verschwindend wenige im Vergleich zur Zahl der WhatsApp-Nutzer) meldeten sich bei den Alternativen an. Es blieb ein Gedümpel.
Jetzt ruft sich WhatsApp also wieder in Erinnerung. Mitte Mai ist nicht mehr weit. Und womöglich hat der Aufschub genau das bewirkt, was die Krake beabsichtigte: Die User erkannten, wie lieb & wert ihnen das Vertraute ist. Wie mühsam Veränderung. Selbst um den Preis totaler Überwachung.
Weil Trägheit siegt.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.