Wie die EU lernte, mit der Pandemie umzugehen

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Der niederländische Staatsphilosoph Luuk van Middelaar analysiert in seinem bei Suhrkamp erschienenen Essay „Das europäische Pandämonium“ die Veränderungen, die Corona in Europa bewirkt hat, und ortet das Entstehen einer europäischen Öffentlichkeit.

Wien. Sich Anfang 2021 ein Urteil über den Umgang der EU mit der Herausforderung der Coronapandemie machen zu wollen, ist ein verwegenes Unterfangen – noch ist die Krise nicht überwunden, noch sind alle ihre Folgen nicht sichtbar und die Effektivität der europäischen Gegenmaßnahmen nicht abzusehen. Der niederländische Historiker und Staatsphilosoph Luuk van Middelaar geht dieses intellektuelle Wagnis in seinem soeben bei Suhrkamp erschienenen Essay „Das europäische Pandämonium“ dennoch ein. Trotz der oben erwähnten Wissenslücken und des knappen Zeithorizonts, der nur das Jahr 2020 umfasst, hat van Middelaar, der von 2009 bis 2014 als Berater des ersten EU-Ratspräsidenten Herman van Rompuy das Innenleben des Brüsseler Maschinenraums kennengelernt hatte, mindestens vier relevante Erkenntnisse zu bieten.

Erkenntnis Nummer eins: Die EU, die sich seit dem Überschwappen der US-Finanzkrise nach Europa im Herbst 2008 nahezu konstant mit widrigen Umständen konfrontiert sieht, hat ihre Lektionen gelernt und reagiert immer rascher auf die Herausforderungen. Hatte das Knüpfen eines tragfähigen Fangnetzes für gestrauchelte Eurozonenmitglieder noch Jahre gedauert, so brauchte die Union 2020 lediglich vier Monate, um den 750 Mrd. Euro schweren Corona-Aufbaufonds zu beschließen und der Kommission das historische Pouvoir zu geben, im Namen der Unionsmitglieder Schulden aufzunehmen.

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