Elefantenrunde

ÖH-Wahl: Kasperltheater, Kuschelkurs und keine Erleuchtung

Clemens Fabry
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Die ÖH-Spitzenkandidaten diskutierten bei der traditionellen Elefantenrunde mit einem launigen Armin Wolf. Der mokierte sich nicht zuletzt über empfindliche Nasenlöcher.

Wien. „Ihr habts euch einfach rausgestohlen“, sagte Junos-Spitzenkandidatin Sophie Wotschke in Richtung FLÖ. „Lieber Opposition, bevor wir eine Pro-forma-Alibi-Koalition eingehen“, antwortete FLÖ-Frontfrau Gabriele Urban. „Das Kasperltheater ist der Grund, warum die Leute die ÖH nicht mehr ernst nehmen“, meinte Elena Ellmeier vom KSV-KJÖ. Und „Ich will ungern darüber sprechen“, sagte Keya Baier (Gras).

Die Emotionen gingen hoch, als am Dienstag ein heikles Thema zur Sprache kam: Das Platzen der linken Koalition der Hochschülerschaft mitten in der Coronakrise. Und die darauffolgende Unfähigkeit, eine ÖH-Spitze zu finden, die eine Mehrheit hat. „Ich war die einzige Kandidatin, die sich damals der Verantwortung gestellt hat und das ist vor allem in einer Krise nicht leicht“, sagte dazu die AG-Kandidatin und ÖH-Chefin Sabine Hanger.

Links-Rechts-Trennung

Ansonsten zeigte sich bei der von Armin Wolf in gewohnt launiger Manier moderierten Elefantenrunde zur ÖH-Wahl bei (relativ) schnellen Ja-Nein-Fragen zu zentralen Studententhemen wie Abschaffung aller Studiengebühren oder allgemeinpolitischem Mandat der ÖH vielfach eine klassische Trennung der acht Fraktionen in links (von Kommunisten bis Fachschaftslisten) und rechts vom Moderator (von den Junos bis zum RFS).

Gegen eine Abschaffung sämtlicher Studiengebühren sprachen sich AG („Ich finde das System in Ordnung“), Junos (die für nachgelagerte Gebühren sind) und RFS aus. Eben die drei sind auch gegen das allgemeinpolitische Mandat der ÖH. Gegen Zugangsbeschränkungen sind die beiden kommunistischen Listen, der VSStÖ, die FLÖ, die Gras und der RFS. Und gegen die Pflichtmitgliedschaft Junos und RFS – wobei die AG dazu eine Urabstimmung unter Studenten will.

Weg mit dem Testzwang

Allgemeine Eintracht herrschte bei der Frage, ob die Gebühren der Coronasemester rückerstattet werden sollen. „Das könnten wir auch geeint fordern, dann würde man die ÖH auch wieder ernster nehmen“, hieß es von den Junos. „Aber es bringt leider nichts, eine ÖH zu haben, die auf Kuschelkurs mit der Regierung ist“, kritisierte die VSStÖ-Kandidatin Sara Velic die Aktionsgemeinschaft.

Und bei der Frage, was man denn aus den Pandemiesemestern für die Zukunft mitnehmen sollte, galt für die meisten mehr oder weniger: die Vorteile der digitalen Lehre – aber nicht, ohne auf eine (bessere) Präsenz zu vergessen. VSStÖ und KSV-LiLi fordern ein hybrides Studium. Und RFS-Kandidat Matthias Kornek konzentrierte sich eher auf das, was man nicht mitnehmen sollte: den Corona-„Testzwang“ an den Unis, den er mehrfach kritisierte.

Keiner will mit dem RFS

Mit dem RFS koalieren will wie gewohnt niemand, Junos und AG schließen auch den linken Rand (die beiden kommunistischen Listen) aus. Koalitionsbedingungen: Die AG will ein 365-Euro-Studententicket, die Gras klimaneutrale Hochschulen, der VSStÖ einen Fokus auf die soziale Situation der Studierenden und ein Teilzeitstudium, die Junos fordern einen echten Comenbackplan mit mehr Stipendien und Beihilfen.

Die Fachschaftslisten würden ihren Fokus auf die ÖH-Arbeit an den Hochschulen leisten und wollen weiter Schulungen für Studentenvertreter, der KSV-LiLi unter anderem Arbeitslosengeld und Krankenversicherung für alle Studenten und der KSV-KJÖ vor allem kein Steigbügelhalter sein. Wichtig für den RFS: ein Mal mehr, den Testzwang abzuschaffen. Dazu Wolf: „Sie müssen aber empfindliche Nasenlöcher haben.“

Wie machtgeil ist die AG?

Keine „Erleuchtung“ gab es indessen in der Frage, was die zwei KSV-Listen voneinander unterscheidet („Wir haben einen modernen Zugang zum Kommunismus“, sagte Jessica Gasior vom KSV-LiLi). Und AG-Kandidatin und ÖH-Chefin Hanger, die eine Nähe zur ÖVP nicht abstritt, bat „inständig“ um Stimmen, um eine linke ÖH-Spitze zu verhindern. Machtgeil sei sie auf einer Skala von eins bis zehn übrigens: null.

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