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Londons Marie Antoinette

Goldene Tapeten waren der Verlobten Boris Johnsons in der Downing Street gerade gut genug. Äußerste Vorsicht ist also angebracht.

Als sich Boris Johnson anschickte, zum Chef der Tories und zum Premier aufzusteigen und somit in die Downing Street einzuziehen, wollte ihn seine Freundin Carrie eines Nachts aus ihrer Wohnung werfen. Mit einem Rotweinfleck hatte er das Sofa versaut, was einen lautstarken Krach zur Folge hatte, der die Nachbarn alarmierte. Anderntags landete die pikante Story im „Guardian“.

Zwei Jahre später ist Carrie seine Verlobte und Mutter von Wilfred, dem jüngsten Spross – und fast am Ziel ihrer Träume. Am Sitz des Premiers gehen hausinterne Konflikte gedämpfter und diskreter vor sich. Wenn sich Johnson denn nicht selbst verplappert.

„Sie hat goldene Tapeten bestellt“, soll er geklagt haben. Nach dem Einzug in die Dienstwohnung hatte Carrie Symonds in Anspielung auf eine gutbürgerliche Einrichtungskette geätzt: „Das ist ein John-Lewis-Albtraum.“ Und prompt eine prominente Designerin angeheuert, die bereits in Diensten Mick Jaggers war. Das Beste ist eben gerade gut genug. In London trug ihr das den Beinamen Marie Antoinette ein – was einer medialen Hinrichtung gleichkommt.

Bei einem Tory-Triumph bei den Lokalwahlen muss Johnson sich in der Nacht auf Freitag bei der Siegesfeier in der Downing Street also im Zaum halten. Im umgekehrten Fall könnte er früher aus der Wohnung fliegen, als ihm lieb ist.

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