Hinter dem scheinbar selbstlosen Verzicht der französischen Regierungspartei auf eine eigene Liste bei der Regionalwahl im Juni steht ein anderes Kalkül: Macrons Wiederwahl 2022.
Knapp ein Jahr vor den nächsten Präsidentenwahlen steht Emmanuel Macrons „La République en marche“ (LREM) vor einem schwierigen Test: den Zwischenwahlen in den 13 Regionen und den mehr als 100 Departements im Juni. Die Partei des französischen Präsidenten ist lokal kaum verankert und hat bisher nur wenige Mitglieder, die am 20. und 27. Juni auf den Listen als Favoriten ins Rennen geschickt werden könnten. Es droht eine Niederlage. Lässt sich diese durch lokale Allianzen wie in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur noch abwenden?
Dort hatte sich die Mitte-Rechts-Partei Macrons mit der konservativen Oppositionspartei „Les Républicains“ (LR) verbündet. Letztere hat sich dadurch an den Rand einer Implosion manövriert. In der Region verzichtete LREM scheinbar großzügig auf eine eigene Liste bei den Wahlen Ende Juni, um die vom LR-Politiker Renaud Muselier angeführte Liste zu unterstützen. Das Kalkül: einen drohenden Wahlsieg des rechtsextremen Rassemblement National (RN) zu verhindern, das bei der Regionalwahl 2015 45 Prozent der Stimmen erringen konnte.