Morgenglosse

Donald J. Trump, ein Blogger mit begrenzter Wirkung

APA/AFP
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Facebook verlängerte sein Verbot für den Ex-Präsidenten. Härter traf ihn jedoch der Twitter-Bann, der seine Macht als Aufwiegler beschnitt. Jetzt schuf er sich eine neue, kleine Spielwiese.

Facebook hat ein salomonisches Urteil gefällt. Das Wächtergremium des Mediengiganten bestätigte den zunächst vielfach als Verstoß gegen die Meinungsfreiheit kritisierten Bann über Ex-Präsident Donald Trump. Es forderte mehr Transparenz und die Offenlegung der Entscheidungskriterien ein und kündigte eine Evaluierung nach einem halben Jahr an. Nick Clegg, Kommunikationschef des Konzerns und früherer liberaler Vizepremier in London, akzeptierte die Spielregeln.

Wer sich weiterhin indes nicht an Konventionen und Formeln des Anstands und Respekts im Umgang mit den sozialen Medien halten wird, ist hingegen das vermeintliche Opfer des angeblichen „Meinungsdiktats“ aus dem Silicon Valley. Donald Trumps Geschäftsmodell besteht geradezu darin, Regeln und Tabus zu brechen, Gegner herabzuwürdigen und Hasspropaganda zu säen. Seine Fans ergötzen sich an den Tiraden gegen jedwede politische Korrektheit. Daran wird sich auch in seinem Blog „From the Desk of Donald J. Trump“ auf seiner Homepage nichts ändern. Erste Einträge, in denen er vor allem gegen Kritiker aus den eigenen Reihen vom Leder zieht, geben einen Vorgeschmack.

Ohnehin traf Trump das Twitter-Verbot viel stärker. Der Affirmation durch seine Anhänger und die Reibung mit seinen Gegnern hatten die Wirkung seiner Tweets aus dem Weißen Haus maximiert. Der ohnehin mächtigste Mann der Welt hatte ein Spielzeug an der Hand, wofür er nicht die nötige Reife aufbrachte. Als er allerdings nach der US-Wahl die Verdrehung der Fakten auf die Spitze trieb und zum Angriff auf die Fundamente der US-Demokratie blies, zog Twitter die richtigen Konsequenzen und beschnitt seine Macht als Aufwiegler in einem riesigen Resonanzraum. Ein Verbot als Präzedenzfall für Autokraten vom Schlage eines Bolsonaro oder Erdogan – ganz zu schweigen von den Oberzensoren Putin oder Xi Jinping.

Zusammengestutzt auf Normalgröße hat Trump an Wirkung eingebüßt – und nicht allein deshalb, weil er sein Amt verlor. Als Spielwiese mit begrenzter Wirkung – allenfalls auf die republikanische Basis – bleibt ihm einstweilen nur die Plattform „From the Desk of Donald J. Trump“. Ohne großes Echo könnte ihm rasch die Lust abhanden kommen.

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