Die rot-pinke Stadtregierung will den Autoverkehr in Wien weiter zurückdrängen. Einen großen Reformschritt kündigte nun Verkehrsstadträtin Ulli Sima an: Ganz Wien soll zur Parkpickerlzone werden. Was halten Sie davon? Diskutieren Sie mit!
Seit Jahren ringt Wien um eine Reform der Parkraumbewirtschaftung Nun kündigte Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) an, ganz Wien flächendeckend zur Parkpickerlzone mit einheitlichen Regeln zu erklären. Doch noch sind einige Fragen offen, einige davon wirft Martin Stuhlpfarrer auf.
Stuhlpfarrer hat auch mit Hietzings türkiser Bezirkschefin Silke Kobald gesprochen, die im Interview heftige Kritik übt und gegen die Ausweitung des Parkpickerls auf alle Bezirke auftritt: „In Hietzing ist der öffentliche Verkehr eine Mangelware. Wien hat verabsäumt, den öffentlichen Verkehr vor der Erweiterung der Parkpickerlzone auszubauen. Viele Menschen sind deshalb, vor allem in Stadtrandgebieten, auf das Auto angewiesen“, sagt Kobald. Sie sagt aber auch: "Wir werden zwangsweise mitziehen müssen“. Schließlich könne der Bezirk nicht zum Parkplatz Wiens werden, wie es Verkehrsstadträtin Sima formulierte.
Dietmar Neuwirth ist in einem Kommentar nicht sonderlich begeistert von Simas Ankündigung: „Verkehrspolitischen Murks hatten wir unter Grün wahrlich genug.“ Er fragt sich, ob es das gewesen sein soll. Denn recht viel mehr als die Ausrollung des Parkpickerls auf Wien hat die rote Verkehrsstadträtin noch nicht verraten. So stelle sich zum Beispiel die Frage, „wie die Stadt gedenkt, mit der Viertelmillion Autopendlern umzugehen.“ Und Niederösterreich sei in das Vorhaben nicht einmal eingebunden gewesen.
Zuletzt war immer wieder ein Zonenmodell für Wien im Gespräch. Bei einer Einteilung in verschiedene Zonen würden die Parkgebühren mit der Nähe zum Zentrum steigen. Dafür treten unter anderem ÖVP und ÖAMTC ein. Mirjam Marits hat im März die Reformideen aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Das vorrangige Ziel von Rot-Pink bleibt dabei gleich: 80 Prozent der Wege sollen mit Öffis, dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Der Pendlerverkehr aus dem Umland soll bis 2030 halbiert werden.
Und wie regeln eigentlich andere große Städte ihren Parkraum? Kurzparkzonen gibt es fast überall. In Amsterdam werden Anrainerpark-Berechtigungen reduziert, die Wartezeiten sind lang. In Bern sollen bis 2035 der die Hälfte der öffentlichen Parkplätze aufgelassen werden. Stockholm hat ein Zonenmodell. Außerdem verteilt eine App Parkplatzsuchende in der Stadt. In Madrid ist der Tarif für einen Parkplatz je nach Umwelttyp gestaffelt, E-Fahrzeuge parken gratis. Mehr dazu lesen Sie hier.
Diskutieren Sie mit: Was sagen Sie zur einem einheitlichen Parkpickerl? Wo sind die größten Baustellen beim Thema Parkraum und Verkehrspolitik? Und: Welche Städte könnten als Vorbild dienen?