Analyse

Festspiele Reichenau: Abschied von einer Institution

Peter und Renate Loidolt, Gründer und Leiter der Festspiele Reichenau, ziehen sich nach über 30 Jahren zurück. Zuletzt gab es wenig zu Lachen. (Das Foto wurde bei der alljährlichen Programmpressekonferenz 2012 im Wiener Café Landtmann aufgenommen)
Peter und Renate Loidolt, Gründer und Leiter der Festspiele Reichenau, ziehen sich nach über 30 Jahren zurück. Zuletzt gab es wenig zu Lachen. (Das Foto wurde bei der alljährlichen Programmpressekonferenz 2012 im Wiener Café Landtmann aufgenommen)APA (Georg Hochmuth)
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Renate und Peter Loidolt hören als Intendanten auf - bei den Festspielen in Reichenau: Ein bitterer Moment, aber auch ein Anlass, sich schönen Erinnerungen zu widmen. Und auf eine gedeihliche Zukunft des viel geliebten Festivals zu hoffen.

Der Spätwinter dauert recht lang in Reichenau. Der Wind bläst einem eiskalt um die Ohren. Die Seilbahn auf die Rax ist wegen Corona eingestellt. Die Hotels sind geschlossen, der Ort wirkt verschlafen, das Ambiente der Sommerfrische aus dem 19. Jahrhundert hat sich erhalten, nur die zwei riesigen Supermärkte im Zentrum stören. Im Sommer ist hier was los, vor allem wegen der Berg-Touristen, die am Wochenende scharenweise von Wien aufbrechen, seit der Pandemie sind es noch mehr geworden, so scheint es. Am Reichenauer Theater mit seinen übergroßen Plakaten fährt der Bus von der Bahnstation frühmorgens bumvoll vorbei, die meisten Tourengeher schauen aber nicht von ihren Handys auf.

„Wär‘ eh nimmer lang gegangen“

Zum zweiten Mal mussten die Festspiele Reichenau heuer abgesagt werden. Das Festival, das über 80 Prozent seines Budgets selbst erwirtschaftet, konnte nicht auf Einnahmen verzichten, die Sicherheitskonzepte erfordern, welche die Pandemie erzwang. Im Klartext: Weniger Sitzplätze, weniger Geld, das geht sich nicht aus, beschlossen die Intendanten, Renate und Peter Loidolt, und jetzt hören sie gleich ganz auf. Sie ist 70, er 76. „Wäre eh nimmer lang gegangen“, sagen sich jetzt die Leute, die Festspielchefs, die Subventionsgeber und vielleicht sogar Teile des Publikums, das auch nicht jünger wird. Als Theaterfex will mancher vielleicht rufen: „Her mit den fehlenden 1,2 Millionen Euro!“ Die Staatsbühnen kriegen ordentlich „Kohle“, egal, ob sie spielen oder nicht und viel mehr als die Festspiele Reichenau. Aber politisch wäre das nicht leicht zu vertreten gewesen, einem „reichen“ Festival, besucht von „reichen“ Bürgern. Zu allem Überfluss kritisiert der Bundesrechnungshof heftig die Gebarung des Festivals, nun auch im Endbericht, und empfiehlt von weiterer Förderung Abstand zu nehmen.

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