Die Ich-Pleite

Wir haben die beste Müllabfuhr der Welt

Carolina Frank
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Ich glaube, das liegt auch an ihrer ­Overallfarbe.

Mich wundert es nicht, dass Wien seit Jahren die lebenswerteste Stadt der Welt ist. Ich weiß nicht genau, was alles gemessen wird. Aber eines ist sicher: Wir haben die beste Müllabfuhr der Welt. Bestimmt auch die besten Kultureinrichtungen und das beste Verkehrsnetz. Aber man muss ehrlich sein: Nicht jede Magis­tratsabteilung kann mit so viel Sympathie rechnen wie die MA 48, sprich: die Müllabfuhr. Das liegt natürlich an ihrer Verlässlichkeit. Aber nicht nur. Es liegt auch an ihrer Lässigkeit. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich behaupte: Beim Anblick der flotten Müllmänner, die cool wie Cola-Light-Men von ihren Wagen springen und mit dicken, behandschuhten ­Händen die stinkenden Mülltonnen durch die Haustore schupfen, als wären es Volleybälle am Strand der Copa Cagrana, muss jedem das Herz aufgehen. Abgesehen von den Lenkern und Lenkerinnen, die hinter dem Müllauto in der Schlange stehen, vielleicht.

Ich glaube, das liegt auch an ihrer ­Overallfarbe. Laut Farbpsychologie soll einen Orange in gute Laune ver­setzen. Orange verströme, liest man, ebenso wie Gelb Lebenslust, Optimismus und Vertrauen. Lauter Gefühlszustände, die man in der Pandemie gut brauchen kann. Eine Überlegung, die auch die Wiener Gärten angestellt haben könnten. Denn überall in den Parks und entlang der ­Straßen blühen jetzt orange und gelbe Tulpen. Das kann kein Zufall sein. Wahrscheinlich haben die Wiener Gärten beim Gesundheitsamt nachgefragt: Wie ist der Impffortschritt? Aha, könnte besser sein. Dann nehmen wir für den Frühling Orange und Gelb. Nach den Eismännern werden die Sommer­blumen gesetzt. Ich bin gespannt, in welcher Farbe. Ich glaube erst, dass wir über dem Berg sind, wenn es ­wieder violette Blumen gibt.

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