5 Fragen an die ÖH-Spitzenkandidaten

Welche Farbe hat die Aktionsgemeinschaft: Schwarz oder türkis?

Sabine Hanger ist derzeit ÖH-Vorsitzende und tritt bei der Wahl für die Aktionsgemeinschaft als Spitzenkandidantin an.
Sabine Hanger ist derzeit ÖH-Vorsitzende und tritt bei der Wahl für die Aktionsgemeinschaft als Spitzenkandidantin an.(c) Clemens Fabry/Die Presse
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AG-Spitzenkandidatin Sabine Hanger sieht die Hochschülerschaft nicht als Karrieresprungbrett. Sie spricht über versteckte Zugangsbeschränkungen, klimafitte Hochschulen und Mehrwegbinden.

1. Zur ÖH-Wahl treten grüne, rote, blaue und pinke Studierende an. Welche Farbe hat die  Aktionsgemeinschaft? Schwarz oder türkis?

Sabine Hanger: Als Aktionsgemeinschaft sind wir unabhängig und unser Logo ist der Regenbogen. Der verkörpert, wofür wir stehen: Bei uns hat jeder Platz.

Die AG ist aber schon ÖVP-nahe.
Wir haben ein gewisses Naheverhältnis. Aber wir sind weder statutarisch noch organisatorisch verankert. Das ist uns ganz wichtig.

Es gibt aber familiären Bezug. Dein Vater, Andreas Hanger, ist Fraktionsführer der ÖVP im Ibiza-U-Ausschuss.
Ja, aber das hat auf meinen politischen Werdegang keinen Einfluss gehabt. Ich habe mich in der Studentenvertretung politisch zu engagieren begonnen. Mein Papa ist Regionalpolitiker und ist in den Strukturen der ÖVP groß geworden. Also ganz anders als ich.

Die ÖVP stellt derzeit den Wissenschaftsminister. Gibt es etwas, bei dem die AG völlig anderer Meinung ist als Heinz Faßmann?
Es gibt ein Thema, bei dem wir einen ganz anderen Zugang haben, und das sind die erwerbstätigen Studierenden. Als Aktionsgemeinschaft treten wir sehr stark dafür ein, dass erwerbstätige Studierende Erleichterungen erhalten und beispielsweise die Studienbeiträge erlassen werden.

2. Die AG tritt für Zugangsbeschränkungen ein. Warum eigentlich?

In überfüllten Studiengängen gibt es schon jetzt versteckte Zugangsbeschränkungen. Im Fach Rechtswissenschaften liegt die Drop-out-Quote im Laufe des Studiums bei weit über der Hälfte. Ich bin am Ende meines Studiums, und die letzten beiden Prüfungen sind noch immer Knock-out-Prüfungen. Selbst nach meinem ganzen Studium ist noch nicht gewiss, ob ich tatsächlich den Abschluss schaffe, weil die Prüfungen so schwer sind. Das ist Zugangsbeschränkung, das kann sich nicht jeder leisten. Wir sagen: Du weißt am Anfang, du hast einen Studienplatz und die Sicherheit.

Wie sollen die Zugangstests aussehen?
Unser dreistufiges Modell sieht vor, dass du dich zu Beginn mit dem Studium auseinandersetzt, ein Online-Self-Assessment, ein Motivationsschreiben oder Gespräch machst. Sollte das noch immer nicht ausreichend sein, dann sollte es einen facheinschlägigen Test geben, der eher Wissen abfragt und weniger kognitive Fähigkeiten.

3. Die AG will klimafitte Hochschulen: mehr Grünflächen, mehr Solarpaneele, mehr grüne Lehrveranstaltungen. Hat sie sich von der Gras inspirieren lassen?

Was uns von der Gras ganz diametral unterscheidet, ist, dass wir einen sehr pragmatischen und realistischen Zugang haben. Uns ist bei dem Thema wichtig, dass wir nicht das System grundlegend verändern oder den Kapitalismus abschaffen wollen, sondern uns geht es darum, dass wir als Hochschule eine Vorreiterstellung bei der Klimakrise einnehmen müssen. Wir setzen uns schon lang dafür ein, dass die Mensas regionale Nahrungsmittel anbieten und dass ein österreichweites Studierendenticket eingeführt wird.

Die „Etablierung von Mehrwegbinden an Österreichs Hochschulen“ klingt aber dann doch eher nach den grünen Studierenden.
Die ÖH Uni Graz hat in einer Koalition aus AG, Gras und Junos gratis Hygieneprodukte für Frauen umgesetzt, und das wollen wir gern bundesweit etablieren.

Apropos grüne Studierende: Würde sich die AG auch auf Studentenebene eine türkis-grüne Koalition wünschen?
Als Aktionsgemeinschaft sind wir offen für Gespräche mit allen Fraktionen. Uns ist es wichtig, dass es aufhört, dass interne Streitigkeiten zum ÖH-Alltag gehören.

Sabine Hanger im "Presse"-Interview
Sabine Hanger im "Presse"-InterviewBernadette Bayrhammer

4. Die Aktionsgemeinschaft will eine Urabstimmung über die Pflichtmitgliedschaft in der ÖH durchführen. Ist die denn nicht sinnvoll?

Wenn ich an die letzten Exekutiven denke, dann haben die schon oft den Fokus auf die Studierenden verloren, da hat man sich nicht mehr vertreten gefühlt. Eine Urabstimmung wäre ein wichtiges Mittel, um die Legitimation der ÖH zu stärken. Ich bin überzeugt davon, dass die positiv ausgehen würde und sich der Großteil der Studierenden für eine Interessenvertretung aussprechen würde, die sich für sie einsetzt. Man muss sich nur vor Augen halten, was der ÖH-Beitrag alles beinhaltet: eine Unfallversicherung und wahnsinnig viele Serviceangebote etwa.

5. Ist die Hochschülerschaft vor allem ein politisches Karrieresprungbrett?

Nein, dem würde ich widersprechen. Natürlich ist ein Engagement in der ÖH sehr lehrreich für später, es ist eine wahnsinnig interessante Zeit, aber es ist in erster Linie dazu da, seinen Kolleginnen und Kollegen besser durchs Studium zu helfen.

Das heißt, Sabine Hanger wird man nicht in einigen Jahren im Nationalrat für die ÖVP sehen?
Nein, das würde ich ausschließen.

Zur Person

Sabine Hanger tritt als Spitzenkandidatin der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) bei der von 18. bis 20. Mai stattfindenen ÖH-Wahl an. Hanger ist seit Herbst ÖH-Vorsitzende. Sie hat aber keine Mehrheit hinter sich. Die 26-jährige Niederösterreicherin studiert Jus und wurde als erste Frau zur AG-Chefin gewählt. Ihr Vater ist der Nationalratsabgeordnete Andreas Hanger (ÖVP).

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