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Mama kann alles - und mehr: Sieben Filme zum Muttertag

Das Bild der Mutter im Film ist längst differenziert: Gewürdigt wird nicht nur Güte und Duldsamkeit. Sieben Filme über die schönen, spaßigen und schrecklichen Seiten des Mutterseins.

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20th Century Women

Von Mike Mills, 2016
Zum Leihen und Kaufen bei diversen Anbietern (z.B. Apple, Amazon, Google), ab 0,99 €

Mutterrollen im Film, das war lange ein Betätigungsfeld mit eingeschränktem Spielraum, bevölkert von Herzen der Familie, gütigen Dulderinnen und der vereinzelten Rabenmutter – gleichwohl es auch im klassischen Hollywoodkino markante Ausreißer gab, siehe „Mildred Pierce“ oder „Imitation of Life“. Bis heute trifft man spannende Mutterfiguren öfter im Serien- als im Filmbereich. Aber die Lage hat sich gebessert, „Mutter“ ist heute kein Typus mehr. So kann man Dorothea, den alleinerziehenden Ankerpunkt von Mike Mills' erweitertem Familienporträt „20th Century Women“, nicht auf ihren Status als Bezugsperson reduzieren. Obwohl sie sich liebevoll um ihren sensiblen Sohn, dessen platonische Freundin (Elle Fanning) und eine kunstsinnige Mitbewohnerin (Greta Gerwig) kümmert, strebt sie unabhängig davon nach Selbstverwirklichung, sucht Anschluss an die Jugendkultur der späten 1970er, probiert sich an neuen Beziehungen. Annette Bening verleiht dieser resoluten Mittfünfzigerin, die sich gern ein Bier und ein paar Zigaretten gönnt, feinste Nuancen, deutet wie nebenher eine komplexe Vergangenheit an. Autorenfilmer Mills ließ sich bei der Figur von seiner eigenen Mutter inspirieren.

Otherhood

Von Cindy Chupack, 2019
Zu sehen auf Netflix

Drei beschickerte Mamas fahren aus der New Yorker Vorstadt nach Manhattan, um ihre Söhne zu besuchen, die den Muttertag („Otherhood“ wie „Motherhood“) vergessen haben. Doch die Burschen sind vom Einbruch mütterlicher Fürsorge in ihr Leben keineswegs begeistert. Rauswerfen können sie die Mamas aber auch nicht. Die charmante, bittersüße Feelgood-Comedy (mit Angela Bassett, Patricia Arquette und Felicity Huffman) erinnert an „Desperate Housewives“ und „Sex and the City“. An letzterer Serie hat Golden-Globe-Gewinnerin Cindy Chupack auch mitgewirkt. (bp)

The Babadook

Von Jennifer Kent, 2014
Zu sehen im Abo von Amazon und Sky

Filme, die „Muttertag“ im Titel tragen, strotzen erstaunlich oft vor Chaos und Abgründigkeit – etwa Harald Sicheritz' gleichnamige Austrokomödie oder die 1980er-Horrorgroteske „Mother's Day“. Ein Schipperl Irrsinn gehört zum Muttersein eben dazu. Dessen dunkle Seiten erkundet auch das australische Gruseldrama „The Babadook“. Eine alleinerziehende Altenpflegerin (Essie Davis) und ihr quengeliger Bengel werden hier von wiederkehrenden Alpträumen heimgesucht, eine garstige Spukgestalt rüttelt an ihrer psychischen Stabilität. Ist sie real – oder nur Ausdruck von Überforderung? Wer den Schrecken durchsteht, wird mit Katharsis belohnt.

Tully

Von Jason Reitman, 2018
Zum Leihen und Kaufen bei diversen Anbietern (ab 2,99 €)

Turbulent ist eine Untertreibung: Marlos Mutterleben bringt sie täglich an ihre Grenzen. Zwei Kinder wuseln schon, ein weiteres ist unterwegs. Eine Nanny muss her! Nur: Ist sie nicht ein bisschen zu perfekt? Nicht jede Drehbuchfinte der „Juno“-Autorin Diablo Cody muss man mögen. Doch das starke Schauspiel Charlize Therons macht dieses ungeschönt-humorvolle Mama-Porträt zum Vergnügen.

La Verité

Von Hirokazu Koreeda, 2019
Zu sehen im Abo von Amazon

Eine alternde Kinodiva (Catherine Deneuve) hat ihre Memoiren publiziert. Und damit ihre Tochter (Juliette Binoche) vor den Kopf gestoßen. Im Pariser Anwesen kommen sie wieder zusammen: Zum Streit. Und zur berührenden kitschfreien Versöhnung.

No Home Movie

Von Chantal Akerman, 2015
Zu sehen auf Mubi oder DAfilms

Das Schaffen der radikalen Kunstfilmerin Chantal Akerman war stets von der Beziehung zu ihrer Mutter, einer Auschwitz-Überlebenden, geprägt. In „News from Home“ (1977) sind es deren Briefe aus Brüssel, die Ansichten aus Akermans New Yorker Bohème-Einsamkeit mit Spuren von Menschlichkeit füllen. 2013 widmete sich Akerman in ihrem Buch „Ma mère rit“ der Gefühlsgewalt der familiären Bindung mit drastischer Offenheit. Ihr letzter Film „No Home Movie“ ist eine Ergänzung dieses Bekenntnistexts: Ein intimes Gesprächswerk, karg und kompromisslos, schmerzhaft und zärtlich zugleich.

Room

Von Lenny Abrahamson, 2015
Zu sehen auf Amazon, Netflix und Sky

Eine Frau (Brie Larson) wird in einem Schuppen festgehalten. Sie hat einen Sohn, vom Entführer gezeugt. Doch dieses verstörende Szenario ist in „Room“ nebensächlich, bloßer Hintergrund für eine Würdigung der mütterlichen Fähigkeit, Kinder vor den Zumutungen einer grausamen Wirklichkeit in Schutz zu nehmen, mit Liebe und Fantasie.

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