Quergeschrieben

Heuchelei ist eine Zumutung: Eine Chronologie des Scheiterns

Susanne Raab
Susanne RaabAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Wie die Öffentlichkeit für dumm verkauft wird: Überraschung nach Frauenmorden, Sparen bei Terroropfern, alles bestens in Tirol, Missachtung des Höchstgerichts.

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Es gibt Phasen, in denen man sich als Journalistin so richtig blamieren kann. Jedenfalls dann, wenn man versuchen will, irgendwie zu verhindern, dass die „Menschen draußen“ von Verantwortlichen in der Politik für dumm verkauft werden. Jetzt ist eine solche Phase. Ein weiterer Versuch grandios gescheitert. In den letzten Tagen wurde der Öffentlichkeit eine Überdosis Heuchelei verabreicht, die schwer erträglich ist.

Wenn Heuchelei als Vortäuschung nicht vorhandener Gefühle definiert wird, dann müsste die Reaktion der Politik auf neun, zuletzt elf, Frauenmorde in diesem Jahr heftige Empörung auslösen. Tut sie nicht. Mit Beileids- und Mitleidsgetue wollte man einander in der Politik übertreffen. Wer sich zu Wort meldete, tat überrascht. Das war schon im Jänner 2019 so, als es in nur einem Monat vier Frauenmorde zu beklagen gab.
Schon damals waren die Reaktionen scheinheilig. 2018 waren die Mittel für den Schutz von Frauen von der ÖVP-FPÖ-Koalition drastisch gekürzt worden, obwohl die Zahl der Morde in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits angestiegen war. In der Folge wurden Frauenhäusern Mittel entzogen, Beratungsstunden gekürzt, Übergangswohnungen reduziert. Das war das Jahr der 41 Frauenmorde. Und jetzt ortet die Politik plötzlich wieder „Handlungsbedarf“, spricht von einer Sensibilisierungskampagne, obwohl in Österreich, anders als in anderen EU-Ländern, schon seit Jahren mehr Frauen als Männer ermordet werden. Jetzt stellt sich Frauenministerin Susanne Raab hin und sagt, ohne rot zu werden: „Es gibt einen Zufluchtsort für jede Frau, die von Gewalt betroffen ist.“ Jedenfalls nicht in den sicheren Wohnungen, die nicht mehr finanziert wurden.

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