Psychologie für Führungskräfte

Motive erkennen, Mitarbeiter lenken

Psychologie für Führungskräfte ist auch bei Mitarbeitergesprächen gefragt.
Psychologie für Führungskräfte ist auch bei Mitarbeitergesprächen gefragt.Getty Images
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Das Spannungsfeld zwischen unternehmerischen Zielen und menschlichem Verhalten verlangt fundiertes psychologisches Fachwissen.

Studien zufolge fallen 70 Prozent der Kaufentscheidungen nicht beim Schreiben des Einkaufszettels, sondern vor dem Supermarktregal. Marketer wissen das. „Quengelzonen“ im Kassabereich oder Aktionsrabatte sind Beispiele dafür, wie Unternehmen sich die Psyche des Menschen zunutze machen, um mehr Produkte zu verkaufen. Auch die Rolle als Arbeitskraft wird stark von der jeweiligen Persönlichkeit beeinflusst. Konfliktlösungskompetenzen und Teamfähigkeit zeichnen gute Mitarbeiter aus. Betriebswirtschaft und Psychologie sind eng miteinander verknüpft.

Bessere Entscheidungen

„Psychologie bietet uns die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für unternehmerische Entscheidungen und ökonomisches Handeln zu entwickeln“, sagt Marion Garaus, Dekanin des englischsprachigen Bachelorstudiums International Management der Modul University Vienna. Dieser wird ab Herbst durch die Spezialisierung Business Psychology erweitert. „Im Marketing beeinflusst Psychologie das Verstehen von Kaufentscheidungen durch Emotionen. Auf Unternehmensseite hilft strategisches Management dabei, Arbeitsgruppen zusammenzusetzen und passende Mitarbeiter einzustellen“, erklärt Garaus.

Florian Kutzner, Studiengangsleiter der Bachelor- und Masterstudien Wirtschaftspsychologie an der Privatuniversität Schloss Seeburg (Fern- und Präsenzstudium), identifiziert zwei wirtschaftliche Rollen des Menschen: Konsument und Arbeitskraft. Parallel dazu unterteile sich die Wirtschaftspsychologie in Markt-, Werbe- und Konsumentenpsychologie sowie Arbeits- und Organisationspsychologie. Die Psychologie der Dienstleistung und des Produktes beantworte die Frage: Welche Waren und Dienstleistungen konsumieren wir warum und wie können die zugrunde liegenden Bedürfnisse erfasst und gelenkt werden? Personal und Führung, Organisation und Management erörtern, was unsere Arbeitsleistung und Gesundheit am Arbeitsplatz beeinflusse, stellt er dar. In ihrer Ausbildung legt man in Schloss Seeberg Wert auf praktische Handlungskompetenzen und wissenschaftliche Qualifikation.

Ersteres werde auch mittels „Real-Life-Fallstudien“ gelehrt. Sie finden im Rahmen aktueller Forschungsprojekte und Kooperationen mit Wirtschaftspartnern statt, sagt Kutzner. Absichtliche Wissenszurückhaltung in Organisationen und Nutzungsbereitschaft von Cyborgprodukten wie implantierten Chips seien gerade etwa Themen.

Die Verknüpfung von BWL und Psychologie ist ein zentrales Ziel des Bachelorstudiums Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie an der Ferdinand Porsche FernFH, sagt Studiengangsleiterin Christa Walenta. „Kaum eine wirtschaftliche Entwicklung – in der Organisation, auf dem Konsumgüter- oder Arbeitsmarkt – lässt sich ohne profundes Verständnis für psychologische Dynamiken erklären“, weiß Walenta.

BWL und Psychologie

Interdisziplinäre Zusammenarbeit in Unternehmen sei nicht einfach, das dementsprechende Denken und Arbeiten müsse man erlernen und üben. Der Studiengang bestehe jeweils zur Hälfte aus BWL und Psychologie, mit vielen fachunabhängigen Schlüsselqualifikationen. „Die Besonderheit ist die systematische Verknüpfung, also die interdisziplinären Inhalte“, sagt die Professorin. Das Fernstudium mit zwei Präsenztagen dreimal im Semester sei dadurch gerade für Berufstätige attraktiv. „Die meisten unserer Studenten haben viel Expertise in ihren Feldern, sind oft in Führungspositionen“, fasst sie zusammen. Dadurch könnten sie ihr Wissen besser integrieren, theoretisch Gelerntes sofort umsetzen. Die FH ziele darauf ab, Generalisten auszubilden. „Die Berufsfelder ändern sich drastisch, die Einsatzgebiete in der Wirtschaft sind vielfältig“, sagt Walenta. Ihre Absolventen seien durch die Zusammenarbeit in virtuellen Teams „fit für die digitale Transformation“.

Die Modul University Vienna vermittle eine ganzheitliche Sichtweise für unterschiedliche unternehmerische Fragestellungen, verspricht Garaus. Betriebswirtschaftliche Lehrveranstaltungen wie Kostenrechnung, Finanzierung, Marketing und Mikro- und Makroökonomie werden neben ethischem und nachhaltigem Handeln sowie Problemlösung und kritischem Denken unterrichtet. In der Lehrveranstaltung „Latest Trends in International Management“ lernen Studenten von Gastrednern aus der Praxis. Aktuelle Themen seien Blockchain und künstliche Intelligenz, Customer Experience Design und Strategien zur Erhöhung von Kundenloyalität. Absolventen aller drei Lehrinstitute seien auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2021)

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