Die Europäische Union braucht eine Reform, doch die Voraussetzung dafür ist ein Umdenken. Sonst droht das jüngste Beispiel vor Jersey Schule zu machen.
Der vor einem Jahrhundert geborene Lyriker Erich Fried hat komplexe Themen in einfach reflektierbare Sätze gegossen. So schrieb er 1981 unter dem Eindruck des Wettrüstens: „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.“ Heute ist dieser Satz auch auf die Europäische Union anzuwenden. Nach drei Krisen, den Erfahrungen mit ihren anfänglichen Problemen in der Finanz- und Schuldenkrise, ihrer Paralyse in der Migrationskrise und der vorerst unglücklich verlaufenen Impfstoffbeschaffung in der Coronakrise ist klar, dass die EU eine Reform benötigt. Auch, damit die Identifikation mit ihr wieder steigt. Andernfalls droht sich der „Krebsschaden Europas“, der Nationalismus (© Adenauer), erneut auszubreiten und zu einem Zerfall des Friedensprojekts beizutragen.
Wie rasch dies gehen kann, zeigt der jüngste Konflikt zwischen Frankreich und Großbritannien um Fischereirechte vor der Kanalinsel Jersey.